Vorzeitiges Eierstockversagen (prämature Ovarialinsuffizienz) ist eine Erkrankung, bei der die Eierstöcke vor dem 40. Lebensjahr ihre Funktion einstellen. Tatsächlich können sich dadurch die Symptome der Wechseljahre verschlimmern.
Bei manchen Frauen kommt es zwar bereits um das 40. Lebensjahr herum zu einer verminderten Fruchtbarkeit, doch vorzeitiges Eierstockversagen kann zu schweren Symptomen während der Perimenopause führen. Diese wird oft mit vorzeitiger Ovarialinsuffizienz verwechselt, ist aber medizinisch gesehen etwas völlig anderes.
Was versteht man unter vorzeitigem Eierstockversagen?
Hierbei handelt es sich um eine Störung, die Frauen unter 40 betrifft. Sie ist durch die Unfähigkeit gekennzeichnet, eine normale Eierstockfunktion aufrechtzuerhalten und jeden Monat eine Eizelle freizusetzen. Sie tritt zwar für gewöhnlich bei Frauen unter 40 auf, kann aber in Extremfällen sogar bei Teenagern vorkommen. Dabei unterscheidet man zwischen zwei Formen. Während bei der primär auftrenden Ovarialinsuffizienz die Ursache an den Ovarien selbst liegt (z.B.aufgrund von Fehlbildungen), liegt eine sekundäre Form in der Regel vor, wenn sich weibliche Organe bzw. Gewebe verändern.
Eine vorzeitige Ovarialinsuffizienz ist nicht gleichzusetzen mit der vorzeitigen Menopause, von der man spricht, wenn die Menstruation vor dem 40. Lebensjahr zum Erliegen kommt. Zu frühe Wechseljahre können durch Chemotherapien, Bestrahlungen, chirurgische Eingriffe oder bestimmte Erkrankungen entstehen. Bei vorzeitigem Eierstockversagen wiederum kann eine Frau immer noch sporadisch eine Periode haben und sogar schwanger werden, wenn auch extrem selten.
Was sind die Ursachen?
Studien zufolge ist die Hauptursache für vorzeitiges Eierstockversagen Follikelprobleme in den Eierstöcken. In manchen Fällen gehen die sogenannten Eibläschen früher aus als sonst oder die Follikel sind nicht funktionstüchtig genug. Weitere Gründe für vorzeitiges Eierstockversagen umfassen u.a.:
- Erbkrankheiten wie das Turner-Syndrom oder Fragile-X-Syndrom
- Geringe Follikelanzahl
- Autoimmunerkrankungen, vor allem in Verbindung mit der Schilddrüse
- Chemotherapien oder Bestrahlungen
- Stoffwechselerkrankungen
- Giftstoffe wie Chemikalien, Zigarettenrauch und Pestizide
Natürliche Menopause vs. Menopause mit vorzeitigem Eierstockversagen
Es gibt erhebliche Unterschiede zwischen den Erfahrungen von Frauen, die im Zusammenhang mit vorzeitigem Eierstockversagen in die Wechseljahre kommen und jenen, die nicht betroffen sind. Diese Unterschiede sind sowohl sexueller als auch psychischer Natur.
Zwischen 2014 und 2019 wurde eine Studie an 293 Chinesinnen durchgeführt, die an vorzeitigem Eierstockversagen litten. Das Durchschnittsalter der Frauen betrug dabei 33 Jahre. Laut der Studie zeigten 70,6 Prozent aller Frauen Symptome der Wechseljahre, während bei 32,4 Prozent mittelschwere bis schwere Symptome auftraten. Generell zeigten die Frauen fünf maßgebliche Symptome der Menopause, zu denen u.a. die folgenden gehören:
- Stimmungsschwankungen
- Schlaflosigkeit
- Sexuelle Probleme
- Kraftlosigkeit
- Hitzewallungen
Diese Beschwerden wurden als schwerer angegeben als jene von Frauen, die in die normalen Wechseljahre gekommen waren. Die Probandinnen zeigten doppelt so häufig Kraftlosigkeit und Schlaflosigkeit und dreimal so häufig schwere Stimmungsschwankungen als Frauen in der normalen Menopause. Das häufigste Symptom bei Frauen in mit vorzeitigem Eierstockversagen verbundenen Wechseljahren waren sexuelle Probleme.
Welche Risiken sind mit vorzeitigem Eierstockversagen verbunden?
Eine vorzeitige Ovarialinsuffizienz ist mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Krankheiten und gesundheitlichen Problemen verbunden. Dazu zählen u.a. die folgenden langfristigen Komorbiditäten:
- Herzerkrankungen
- Denkstörungen
- Stimmungsschwankungen
- Osteoporose
- Sexuelle Störungen
Neben diesen Erkrankungen, zeigt sich bei Frauen mit vorzeitigem Eierstockversagen allgemein auch eine geringere Lebenserwartung.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Laut Angaben der North American Menopause Society sollten sich Frauen, die von dieser Störung betroffen sind, einer Hormontherapie unterziehen, bis der durchschnittliche Zeitpunkt der Wechseljahre erreicht ist. Dies kann helfen, das Risiko langfristiger gesundheitlicher Probleme wie der genannten Komorbiditäten zu verringern. Frauen können zudem Gleitmittel einsetzen, um den Geschlechtsverkehr zu erleichtern.
Neben einer Hormonersatztherapie mit Östrogen können auch weitere Therapien sinnvoll sein. Dazu gehören u.a.:
- Kalzium– und Vitamin-D-Präparate: Zusätzliche Nahrungsergänzungen können helfen, Osteoporose vorzubeugen.
- Sport: Regelmäßige körperliche Betätigung kann die allgemeine Gesundheit verbessern und das Gewicht im gesunden Bereich halten.
- In-Vitro-Befruchtung: Wenn Sie an vorzeitigem Eierstockversagen leiden, aber dennoch einen Kinderwunsch hegen, kann möglicherweise eine IVF Erfolg versprechen.
- Behandlung der Nebenerkrankungen: Gegen die mit vorzeitigem Eierstockversagen verbundenen Nebenerscheinungen können entsprechende Behandlungsmethoden eingesetzt werden.