Testosteronschwankungen können die Lungenfunktion negativ beeinträchtigen. Laut Forschern könnte es jedoch schon bald möglich sein, bestimmte Erkrankungen der Lungen wie COPD und Asthma mithilfe von Testosteron effektiv zu behandeln.
Wofür ist Testosteron verantwortlich?
Diese chemische Substanz, die als das wichtigste männliche Fortpflanzungshormon gilt, übt sowohl bei Männern als auch bei Frauen mehrere wichtige Körperfunktionen aus, wenn auch in geringerem Maße bei Frauen. Testosteron ist dafür bekannt, das Wachstum der männlichen Geschlechts- und Fortpflanzungsorgane zu stimulieren, die Libido anzukurbeln, Muskel– und Knochenmasse aufzubauen, den Fortpflanzungsprozess, sowie das Haarwachstum zu fördern, und eine systemische Konzentration roter Blutkörperchen zu erzeugen. Zusätzlich hat das Hormon Verwendung als therapeutisches Mittel gefunden.
Testosteron und Lungenfunktion
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Testosteron sowohl für Männer als auch für Frauen, die an verschiedenen Lungen- oder Atemwegsstörungen leiden, von Vorteil sein kann:
Asthma
Asthma ist eine relativ häufige, jedoch potenziell schwerwiegende Lungenerkrankung, die durch eine Entzündung der Atemwege des Organs verursacht wird. Menschen, die an dieser Krankheit leiden, weisen eine Vielzahl von Symptomen der Atemwege, wie Husten, übermäßige Produktion, Sekretion und Auswurf von Schleim, Engegefühl in der Brust, und Keuchen auf. Bei akuten Manifestationen der Krankheit kann es zu erheblichem Keuchen oder Atembeschwerden kommen, die möglicherweise eine medizinische Intervention erforderlich machen.
Asthma Studie
Forscher der Johns Hopkins School of Medicine untersuchten die Wirkung von Testosteron auf Labormäuse. Die Wissenschaftler stellten die Hypothese auf, dass die Freisetzung von Östrogen, einem anderen Fortpflanzungshormon, das Auftreten von Asthmasymptomen beschleunigen könnte. Sie vermuteten zudem, dass Testosteron die Wirkung von Östrogen bekämpfen, und unangenehme Symptome in Schach halten könne.
Diese Theorie wurde an kastrierten Mäusen getestet. Die Forscher injizierten den Mäusen zuerst Testosteronpellets und anschließend asthmainduzierende Substanzen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Mäuse weniger asthmaähnliche Symptome aufwiesen. Die Forscher gehen davon aus, dass diese Entdeckungen dazu führen könnten, dass eines Tages Testosteron zur Asthmabehandlung genutzt werden kann. Allerdings weisen sie auch darauf hin, dass noch viel mehr Forschung betrieben werden müsse (insbesondere an menschlichen Testobjekten), bevor endgültige Schlussfolgerungen gezogen werden können.
Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
Ein Forscherteam der Medizinischen Fakultät der Universität von Texas in Galveston vertritt die Ansicht, dass Testosteron bei Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung, die oft als COPD abgekürzt wird, positive Wirkung haben könnte. COPD ist keine spezifische Erkrankung, das Syndrom beschreibt vielmehr mehrere Krankheiten, die sich auf die Lungenstruktur und -funktion auswirken.
Eine solche Erkrankung ist ein Emphysem, das ein abnormales Wachstum von Luftbläschen (Alveolen) verursacht. Diese Störung führt dazu, dass weniger Sauerstoff in das Blut gelangt, und Betroffene unter Atemnot und einer Vielzahl anderer Atemwegsbeschwerden leiden. Eine andere Form der obstruktiven Lungenerkrankung ist die chronische Bronchitis, bei der Menschen ständig gereizte und geschädigte Atemwege haben, was zu zahlreichen unangenehmen Symptomen führt.
Studienergebnisse
Die Forscher eruierten die Auswirkungen der Testosterontherapie auf Männer ab 45 Jahren. Hierzu wurden mehr als 700 Männer im Alter von 40 bis 66 Jahren untersucht. Diese Männer hatten zwischen 2005 und 2014 eine Testosterontherapie erhalten. Die Wissenschaftler stellten fest, dass bei Männern, die diese Behandlung durchlaufen hatten, die COPD-bedingten Krankenhauseinweisungen um mehr als vier Prozent zurückgingen. Wie bei der vorherigen Studie betonen die Experten jedoch, dass mehr Forschungen erforderlich seien, bevor die Ergebnisse als endgültig angesehen werden können. Sie gehen jedoch davon aus, dass diese Form der Hormontherapie als mögliche Behandlung bei COPD infrage kommt.