Schilddrüse und Wechseljahre hängen zusammen und können sich gegenseitig beeinflussen. Tatsächlich steigt während der Menopause das Risiko für Schilddrüsenerkrankungen. Forschungen legen nahe, dass der Östrogenspiegel die Höhe der Schilddrüsenhormone beeinflussen kann.
Östrogen ist jenes Hormon, das bei Frauen für die Geschlechtsorgane und die Ausbildung weiblicher Züge zuständig ist. Die Wechseljahre sind eine natürliche und unausweichliche Phase im späteren Leben der Frau, in der die Östrogenwerte sinken. Die Schilddrüse wiederum stellt Hormone her, die mit Östrogen interagieren.
Die Komplexität von Östrogen
Eigentlich ist es korrekter, von „Östrogenen“ zu sprechen, da es sich bei Östrogen um eine Gruppe mehrerer Hormone unter demselben Nenner handelt: Estron (E1), Estradiol (E2), Estriol (E3) und Esterol (E4). Estriol spielt in der Schwangerschaft die größte Rolle, während Estron während der Wechseljahre und danach von wesentlicher Bedeutung ist. Estradiol ist bei nicht-schwangeren Frauen dominant, nachdem die Menarche (Periode) anfängt, nachzulassen. Esterol wird ausschließlich während der Schwangerschaft hergestellt.
Schilddrüsenhormone und Östrogen
Schilddrüsenhormone und Östrogen reagieren miteinander und wirken auf die Organe und Zellen in vielen Teilen des weiblichen Körpers ein. Diese Interaktionen beeinflussen Körpertemperatur, Stoffwechsel, Stimmung und Energie, aber auch die Menstruation und die Knochendichte. Diese interaktiven Variablen können miteinander oder auch gegeneinander arbeiten und ihre Qualität beeinflussen.
Wenn die Östrogenwerte nachlassen und sich die Schilddrüse mit zunehmendem Alter verändert, kommt es zu typischen, mit den Wechseljahren verbundenen Symptomen. Zwischen Perimenopause und Postmenopause kämpfen Frauen oft mit Beschwerden wie Harnweginfektionen, Schlafproblemen, Stimmungsschwankungen, Gewichtsveränderungen und Scheidentrockenheit. Nur die wenigsten Frauen bleiben symptomfrei, bei einigen zeigen sich sogar heftige Symptome.
Schilddrüsenstörungen
Die Schilddrüse kann entweder normal funktionieren, oder eine Unterfunktion (sog. Hypothyreose) oder Überfunktion (Hyperthyreose) aufweisen. Dieses Organ interagiert mit der Hirnanhangdrüse und dem Hypothalamus, und manche Krankheiten können sich auf die Schilddrüse auswirken. Hirnanhangdrüse und Hypothalamus beeinflussen auch die Östrogenwerte und bilden so weitere Variablen.
Schilddrüsenstörungen werden vor allem mit zunehmendem Alter häufiger. Es gibt verschiedene Untersuchungen, um eine aussagekräftige Diagnose zu bekommen. Die Blutwerte des schilddrüsenstimulierenden Hormons (TSH) können gemessen werden, um zu bestimmen, ob eine Schilddrüsenunter- bzw. -überfunktion vorliegt. Die TSH-Werte werden von den Hormonen T3 und T4 in der Schilddrüse beeinflusst. Die Werte können für eine noch aussagekräftigere Diagnose ebenfalls gemessen werden.
Weitere Krankheiten können hinzukommen, wenn die Östrogenwerte abnehmen. Autoimmunerkrankungen können zu einer Schilddrüsenüberfunktion oder -unterfunktion führen. Ein Kropf oder Struma bildet sich infolge einer vergrößerten Schilddrüse. Es können sich Koten bilden, die jedoch nur in seltenen Fällen zu Krebs führen.
Schilddrüse und Menopause – Doppeldiagnose
Die Menopause ist unausweichlich, und es sind vor allem die Symptome, die behandelt werden. Schilddrüsenerkrankungen wiederum können erheblich beeinflusst werden. Bei einer Doppeldiagnose liegen viele und unterschiedliche Symptome vor. Komplexe hormonelle Veränderungen können zu Menstruationsstörungen, Verdauungsproblemen, Schlaflosigkeit, Erschöpfung, Stimmungsschwankungen, Gewichtsveränderungen und vielem mehr führen. Bislang liegt keine vollständige Liste von Symptomen vor.
Behandlung
Sowohl Schilddrüsenprobleme als auch Wechseljahresbeschwerden können behandelt werden. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion werden in der Regel Hormone verschrieben, um die Schilddrüse anzuregen und das fehlende körpereigene Thyroxin zu ersetzen. Bei der Schilddrüsenüberfunktion werden „Schilddrüsenblocker“, sogenannte Thyreostatika eingesetzt, die die Bildung und Freisetzung von Hormonen in der Schilddrüse hemmen, auch eine Radiojodtherapie kann hilfreich sein.
Nach einer vollständigen Diagnose werden affektive Störungen medikamentös behandelt. Eine Überwachung der Hormonwerte hilft, die Dosierung zu bestimmen und anzupassen, und je nach Symptomen und Untersuchungsergebnissen kann kurz- oder langfristig auch eine Hormonbehandlung eingesetzt werden. In den Wechseljahren und danach werden fehlende Hormone häufig ersetzt.
Bewusst auf die Gesundheit achten
Die allgemeine Verfassung ist das entscheidende, da andere Krankheiten die Wechseljahre verschlimmern können. Es ist daher wichtig, alle Symptome, die Sie haben, mit einem Mediziner zu besprechen. Gehen Sie proaktiv auf Ihren Arzt zu – sehen Sie sich als Teil eines Teams. Je eher Symptome erkannt und behandelt werden, desto schneller können sie effektiv gelindert werden.