Eine Studie zeigt, dass Schlaf einen direkten und tiefgreifenden Einfluss auf den Testosteronspiegel hat.
Seien wir ehrlich. Die meisten von uns bekommen nicht genügend Schlaf. In der heutigen Zeit moderner Medien und digitaler Angebote surfen wir sogar mitten in der Nacht über diverse Social-Media-Seiten. Und dann gibt es noch jene, die im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit Nachtschichten leisten müssen. Dadurch können Veränderungen des Körpers erklärt werden, z.B. Erschöpfung, ein schlechteres Immunsystem, und, interessanterweise, ein niedrigerer Testosteronspiegel bei Männern.
Schlafwissenschaft
Schlafen ist eine notwendige Tätigkeit für den Menschen, was gerne mal vergessen wird. Während die meisten den positiven Effekt des Schlafs zu schätzen wissen, ist sich nicht jeder drüber im Klaren, was beim Schlafen im Körper passiert. Ist der Körper einfach nur inaktiv? Wissenschaftler erklären diese Auswirkungen mithilfe von Aktivitätsmustern der Gehirnwellen und physiologischen Veränderungen.
Manche der physiologischen Faktoren werden im Wachzustand reguliert, sodass der Organismus richtig funktionieren kann. Das umfasst unsere Körpertemperatur, den Ruheblutdruck, die Konzentration der Gase im Blut (Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid) und den Blutzucker – sie alle bleiben im Wachzustand konstant. Wenn aber im Ruhezustand der Energiebedarf sinkt, nehmen auch Blutdruck und Körpertemperatur ab. Diese körperlichen Veränderungen passieren, um den Körper auf die Schlafphasen vorzubereiten, was sich anhand der Gehirnwellenaktivität erkennen lässt.
Schlafphasen
Generell kann man bei Messungen mit einem Elektroenzephalogramm (EEG) vier Phasen der elektrischen Aktivitätsmuster im Gehirn erkennen.
Die erste Phase beginnt, sobald man sich entschließt, die Augen zu schließen. Diese Phase hält ungefähr zehn Minuten an und man kann immer noch leicht aufgeweckt werden. In der zweiten Phase, auch bekannt als sanfter Schlummer, beginnt man wirklich zu schlafen und man wacht nicht mehr so leicht auf. Diese Phase dauert rund 20 Minuten. In Phase 3 schläft man fest und es gestaltet sich schwierig, aufgeweckt zu werden. Die Gehirnaktivität ist heruntergefahren. Die Phasen 1 bis 3 sind als NREM-Phase bekannt, was später noch definiert werden soll.
Phase 4 tritt ein, wenn die Gehirnaktivität wieder nach oben schießt. Das passiert ungefähr 90 Minuten nach dem Zubettgehen und der Höhepunkt wird beim Aufwachen erreicht, wenn man wieder auf Reize reagiert. Phase 4 ist die REM-Phase.
Neurologen unterteilen den Schlaf in zwei Hauptphasen: Non-Rapid Eye Movement (NREM) und Rapid Eye Movement (REM).
Ein Großteil unserer Schlafenszeit (rund 75-80%) fällt unter NREM, jene Phase, in der wir in den Tiefschlaf gleiten. Forschungen haben ergeben, dass wichtige Wiederherstellungsprozesse im Körper und die meiste Ausschüttung von Wachstumshormonen in dieser Phase stattfinden.
Eine Person befindet sich dann in der REM-Phase, wenn sie am Ende die Umgebung kaum mehr wahrnimmt. Experten können die Gründe hinter den schnellen Bewegungen der Augen (rapid eye movements) in dieser Phase nicht komplett erklären, aber verbinden diese mit den Bildern, die man im Traum sieht. In dieser Phase wird wegen der erhöhten Gehirnaktivität vor dem Aufwachen auch lebhaft geträumt.
Erholsamen Schlaf erreicht man also, wenn diese Phasen ohne Störungen von innen oder außen durchlaufen werden. Dies ist ein akutes Problem bei vielen alternden Männern, die Schwierigkeiten haben, guten Schlaf zu finden.
Warum sind diese Phasen relevant für den Testosteronspiegel?
Die Voraussetzung für die Verbindung zwischen genügend Schlaf und dem Testosteronspiegel ist ganz einfach: Der Testosteronspiegel steigt bei Ruhe und erreicht klar seinen Höhepunkt während der REM-Phasen. Aus diesem Grund senken unruhiger Schlaf und Schlafentzug den Testosteronspiegel deutlich. Da kommt die Bedeutung eines regelmäßigen Schlafrhythmus ins Spiel. Dieser sorgt für einen gesunden Testosteronspiegel.
Testosteron ist jenes Hormon, das hauptsächlich für das Wachstum von Muskelmasse, die Knochendichte und die allgemeine Stärke bei Männern sorgt. Ein niedriger Testosteronspiegel könnte an einer Abnahme körperlicher Aktivitäten und dem Abbau der Statur schuld sein.
Desweiteren ergab eine Studie, dass rund 40% aller Männer über 45 einen ungewöhnlich niedrigen Testosteronspiegel vorzuweisen haben. Während des Alterns verändern sich oft die Schlafphasen. Die Testosteronproduktion erreicht nicht mehr wie früher ihren Zenit. Das wiederum führt zu weiterem Schlafmangel.
Wissenschaftliche Erklärungen können einen erstmal überwältigen. Aber eines ist sicher: Es wird Zeit, dass wir heute Abend unsere Augen früher schließen.