Viele ältere Menschen leiden an einer Sozialphobie, die zu gravierenden Lebenseinschränkungen führt. Doch es gibt Wege aus dem Dilemma.
Was versteht man unter Sozialphobie?
Bei der Sozialphobie handelt es sich um eine intensive Angst, in sozialen Situationen verurteilt, beschämt oder zurückgewiesen zu werden. Das führt dazu, dass betroffene Menschen gehemmt im Umgang mit anderen Menschen sind, extrem schüchtern agieren, und Ängste vor sozialen Kontakten haben. Menschen mit schwerer Sozialphobie leiden oft sogar an körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schweißausbrüchen, Übelkeit und Panikattacken.
Rund zwei Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen. Diese psychische Störung kann sich auf fast alle Lebensbereiche auswirken ,sei es Berufswahl, Freundschaften, tägliche Besorgungen und den individuellen Tagesablauf. Es ist zwar scheinbar so, dass die Weisheit und Erfahrung des Alters diese Ängste lindern würden, dennoch leidet rund einer von fünf älteren Menschen an einer Sozialphobie. Gesundheitliche Probleme, hormonelle Veränderungen, Trauerfälle und die Nebenwirkungen von Medikamenten tragen zu einer erhöhten Häufigkeit dieser Störung bei älteren Menschen bei. Oft sind Senioren eher auf ihre körperlichen Leiden fixiert, und neigen deshalb dazu, die empfundenen Ängste zu übersehen.
Angststörungen bei älteren Menschen
Mit fortschreitendem Alter häufen sich auch gesundheitliche Probleme. Herzkrankheiten, Diabetes, Gedächtnisschwund und chronische Schmerzen lassen es zunehmend schwerer erscheinen, überhaupt das eigene Zuhause zu verlassen. Angststörungen sind oft auch eine Nebenwirkung von Medikamenten, die zur Bewältigung dieser gesundheitlichen Probleme benötigt werden. Viele Senioren stehen zudem vor einschneidenden Lebensereignissen wie dem Tod des Ehepartners, enger Freunde oder Geschwister.
Vielleicht war es sonst immer der Ehepartner, der das Auto gefahren hat, oder man is immer mit einem gutem Freund spazieren gegangen. Solche Veränderungen tragen verstärkt zu einer Sozialphobie bei, und hinterlassen bei vielen Senioren das Gefühl, einsam und verlassen zu sein. Ältere Menschen fangen oft auch an, sich vor dem Tod zu fürchten, davor, allein zu sein, und/oder von anderen Menschen abhängig zu sein, z.B. finanziell. Solche Sorgen können ältere Menschen weiter isolieren und dafür sorgen, dass sie sich immer mehr zurückziehen.
Hormonelle Veränderungen
Der wohl größte Faktor, der zur Entstehung einer Sozialphobie bei älteren Menschen beiträgt, sind hormonelle Veränderungen. Männer erleben etwa die Andropause. Dabei handelt es sich um das Schwinden von Testosteronwerten, ein Ereignis, das bei Männern ab ca. 50 einsetzt. Die Menopause wiederum, die etwa im selben Alter auftritt, beschreibt die Abnahme der Östrogenspiegel bei Frauen. Zu den Symptomen der Andropause gehören Kraftlosigkeit, Reizbarkeit, Angststörungen, Erektionssschwierigkeiten, Hitzewallungen und ein erhöhter Körperfettanteil. Zu den Symptomen der Menopause wiederum zählen Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme und Angststörungen.
Diese hormonellen Veränderungen führen zu einer Erhöhung der Cortisol-, Epinephrin- und Norepinephrinwerte, die vor allem nachts stark ansteigen und für Schlafstörungen sorgen. Cortisol ist das Stresshormon des Körpers, während Epinephrin und Norepinephrin für die Kampf-oder-Flucht-Reaktion des Körpers sorgen. Die steigenden Hormonwerte können zu verstärktem Stress, Angstzuständen und Schlaflosigkeit führen. Verminderte Östrogenspiegel, wie sie in den Wechseljahren auftreten, können zu Depressionen, Angstzuständen und allgemein starken Stimmungsschwankungen führen. Diese Hormone sorgen nicht nur für Angststörungen, sondern auch für Ängste vor dem Altern und den Veränderungen des eigenen Körpers. Zum Glück gleichen sich diese hormonellen Veränderungen mit der Zeit aus.
Mittel und Wege, um Sozialphobie zu bekämpfen
Der erste Schritt, um sich besser zu fühlen, besteht darin, ärztliche Hilfe zu suchen, und diese Probleme offen anzusprechen. Vergessen Sie nicht, Ihren Arzt darüber zu informieren, welche Medikamente Sie einnehmen, und um abzuklären, ob diese eventuell Nebenwirkungen haben. Um die Sozialphobie zu bekämpfen, können entweder bestimmte Arzneien, eine Hormon- oder Gesprächstherapie in Frage kommen. Sprechen Sie Ihre Sorgen aus, und machen Sie Ihre psychische Gesundheit zur Priorität. Ernährung und Sport sind für das mentale Wohlbefinden ebenso wichtig wie für das physische.
Versuchen Sie, sich möglichst gesund und ausgewogen zu ernähren, und auf Fertigprodukte zu verzichten. Körperliche Betätigung ist wichtig zur Verbesserung der Stimmung, um Stress abzubauen, und um einen klaren Kopf zu bekommen. Ein Spaziergang um den Block oder die Anmeldung in einem örtlichen Seniorenverein oder Fitnessstudio können für ihren geistigen Zustand wahre Wunder bewirken. Vor allem aber ist es notwendig, sich zu sozialen Aktivitäten zu zwingen, selbst, wenn sie Angst machen. Oft werden Sie sich nach einem Kirchenbesuch, einem Besuch im Seniorenclub oder bei Unternehmungen mit Familie und Freunden wesentlich besser fühlen, auch wenn Sie sich vorher vielleicht davor gesträubt haben.
Gesundheitliche Probleme, der Verlust von Angehörigen und hormonelle Veränderungen tragen dazu bei, dass ältere Menschen eine Sozialphobie entwickeln. Die Wechseljahre haben körperliche und psychische Veränderungen zur Folge, weswegen ältere Menschen oft launisch und depressiv werden, und das Gefühl haben, nicht mehr sie selbst zu sein. Manche Senioren erleben auch körperliche Einschränkungen und den Verlust der Fahrtüchtigkeit. Es ist wichtig, einen Arzt aufzusuchen, damit dieser die richtige Diagnose erstellen, und einen entsprechenden Therapieplan entwickeln kann.