Auch oder gerade mit zunehmendem Alter ist körperliche Betätigung wichtig. Doch wie soll im Alter eigentlich am besten trainiert werden? Eine Studie von Forschern der Nanyang Technological University, Singapur (NTU Singapur) hat ergeben, dass ältere Erwachsene, die mit ihrem Ehepartner Sport treiben, ein niedrigeres Niveau an körperlicher Aktivität erreichen, als ältere Erwachsene ohne ihren Partner. In der Studie mit 240 Teilnehmern in Singapur im Alter zwischen 54 bis 72 Jahren fanden die Forscher außerdem heraus, dass diejenigen, die ein persönliches Feedback von ihren Fitness-Trackern erhielten, aktiver waren als diejenigen, die dies nicht taten.
Warum Paare besser nicht zusammen trainieren
Da Menschen immer älter werden, wird die Förderung des gesunden Alterns, z. B. durch körperliche Betätigung, immer entscheidender. Die Ergebnisse der NTU-Studie deuten darauf hin, dass es effektiver sein könnte, ältere Erwachsene zu individueller Bewegung zu ermutigen, so die Forscher. Zudem könnte es empfehlenswerter sein, sich auf die Änderung ihrer eigenen Routinen zu konzentrieren, als zu versuchen, als Paar Sport zu treiben und ihrem Partner Veränderungen aufzuzwingen. Die Studie wurde im Oktober 2023 im International Journal of Human-Computer Interaction veröffentlicht. Die Erforschung des aktiven Alterns steht im Einklang mit dem Forschungsschwerpunkt der Universität im Bereich Gesundheit und Gesellschaft als Teil des fünfjährigen Strategieplans NTU 2025.
Um die Auswirkungen des gemeinsamen Trainings mit dem Ehepartner und des Echtzeit-Fitness-Feedbacks auf die körperliche Aktivität älterer Erwachsener zu untersuchen, gaben die NTU-Forscher 240 Teilnehmern einen Fitness-Tracker, der Informationen wie die Anzahl der zurückgelegten Schritte, die Herzfrequenz, die zurückgelegte Strecke, die verbrannten Kalorien, die Aktivitätsminuten und die Schlafdaten aufzeichnet. Die Teilnehmer waren alle verheiratet, lebten mit ihrem Ehepartner zusammen, und waren zwischen 54 und 72 Jahre alt. Sie wurden anschließend in vier Gruppen aufgeteilt: zwei Gruppen mit je 30 Paaren, die als Paar trainierten, und zwei Gruppen mit je 60 Personen, die ohne ihren Ehepartner Sport trieben. Die Hälfte dieser Teilnehmer (30 Paare und 60 Einzelpersonen) erhielt Echtzeit-Feedback von ihren Fitness-Trackern, während bei der anderen Hälfte das Echtzeit-Feedback der Tracker deaktiviert war. Sie erfassten über einen Zeitraum von 12 Wochen, wie konsequent die Teilnehmer die täglichen Schwellenwerte von 5.000, 7.500, 10.000 und 15.000 Schritten einhielten, sowie die durchschnittliche und mittlere Anzahl der Schritte pro Tag.
Frühere Interventionsstudien ergaben positive Auswirkungen auf das Aktivitätsniveau älterer Erwachsener, die gemeinsam mit einem Gleichaltrigen oder Partner trainierten Im Gegensatz dazu ergab diese Studie, dass die Probanden, die als Paar an der Studie teilnahmen, eine niedrigere mittlere und mediane Schrittzahl aufwiesen. Außerdem erreichten sie die hohen täglichen Schrittzahlen von 7.500, 10.000 und 15.000 weniger häufig als jene, die alleine und ohne ihren Partner teilnahmen. Die Forscher gehen davon aus, dass ein höheres Maß an körperlicher Aktivität eine stärkere Veränderung des Lebensstils der Paare erfordern würde und somit schwieriger zu erreichen wäre. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass es möglicherweise effektiver ist, ältere Erwachsene einzeln zu Verhaltensänderungen oder Änderungen des Lebensstils, wie z. B. körperliche Aktivität, zu ermutigen, als dies bei Paaren der Fall ist.
Der Nutzen von Fitness-Trackern im Alter
Aber auch wenn einige Studien nahe legen, dass ältere Menschen besser alleine trainieren: Wie sieht es eigentlich mit dem Gebrauch von Fitness-Trackern im Alter genau aus? Für ältere Erwachsene sind tragbare Aktivitätsmessgeräte zwar beliebte Geschenke, aber sie werden laut Forschungen möglicherweise nicht sehr lange genutzt. Es ist zwar kontraintuitiv, aber ein Wettbewerb mit Familie und Freunden verringert die Wahrscheinlichkeit einer langfristigen Nutzung bei älteren Erwachsenen, vielleicht weil sie es als demotivierend empfinden. Forscher führten eine Umfrage unter Erwachsenen im Alter von 65 Jahren und älter durch, um Faktoren zu untersuchen, die mit der langfristigen Nutzung – länger als sechs Monate – von tragbaren Aktivitätsmessgeräten zusammenhängen. Sie untersuchten Nutzungsmuster, sozioökonomische Faktoren, Gesundheitszustand und Aktivitätsniveau.
Die Studie, die in der Fachzeitschrift Telemedicine and e-HEALTH veröffentlicht wurde, ergab, dass ältere Erwachsene die Tracker wahrscheinlich länger nutzen, wenn sie eine größere Vielfalt an Funktionen zur Überwachung ihrer Gesundheit und ihres Aktivitätsniveaus verwenden. Beispiele für solche Funktionen sind die Überwachung des Kalorienverbrauchs, der Entfernung, der Herzfrequenz, der Stimmung, der Schlafdauer, der Schritte usw. Weitere Faktoren, die für eine langfristige Nutzung ausschlaggebend sind: weiblich zu sein, eine gute Ausbildung zu haben, die Uhr täglich zu tragen, regelmäßig Sport zu treiben und nicht an chronischen Krankheiten zu leiden. Was kann die Industrie also aus der Studie lernen? Zunächst einmal sollten die Hersteller Aktivitäten, die speziell für ältere Menschen geeignet sind, wie Schwimmen und Gartenarbeit, in die Tracker einbauen. Und wie bei jüngeren Nutzern ist auch für ältere Personen das Aussehen der Tracker wichtig, weswegen große und sperrige Geräte nicht funktionieren.