Viele gehen davon aus, dass die Lust auf Sex mit dem Alter automatisch abnimmt. Schließlich kennt man das ja so aus Filmen. Das ist aber nicht die ganze Wahrheit.
Diese Annahme kann vor allem für jene frustrierend sein, die ohnehin schon keinen ausgeprägten Sexualtrieb haben, vor allem dann, wenn beim Partner das Gegenteil der Fall ist. Dieser Gedanke kann aber auch jene abschrecken, die eine starke Libido haben, und sich selbst als sexuell aktive Menschen verstehen. Andere wiederum finden sich resigniert damit ab, dass sie im Alter entweder nur ein enttäuschendes Sexleben oder eben gar keines mehr haben. Es ist jedoch nicht gesagt, dass die Lust mit dem Alter automatisch verpufft. Manche genießen ein harmonisches Sexleben, da keine Schwangerschaft mehr möglich ist.
Sinkt die Libido mit dem Alter automatisch?
Die Annahme, dass die Libido mit dem Alter sinkt, hängt mit den hormonellen Veränderungen zusammen. Normalerweise nimmt der Testosteronspiegel bei Männern bzw. die Östrogenwerte bei Frauen (wobei immer eine gewisse Anzahl beider Hormonen vorhanden ist) in der Lebensmitte ab. Das kann etwa durch die Entfernung hormonproduzierender Drüsen noch früher geschehen. Bei einer Totaloperation beispielsweise, bei der nicht nur die Gebärmutter, sondern auch die Eierstöcke entfernt werden, kann es zu einer sog. chirurgischen Menopause kommen, die dieselben Symptome wie die natürlichen Wechseljahre aufweist, weil der Körper sich an die veränderten Hormonwerte erst anpassen muss. Bei Männern kommt es zu jeweils anderen typischen Symptomen aufgrund des Hormonwandels, u.a. zu einer schwachen Libido und Impotenz.
Es stimmt, dass Hormone viel mehr dazu beitragen, als nur den Sexualtrieb anzufachen. Das ist auch der Grund, warum eine schwache Libido oft mit Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen oder nächtlichen Schweißausbrüchen infolge von alterungsbedingtem Hormonschwund verbunden ist. Studien kommen allerdings zu widersprüchlichen Ergebnissen dahingehend, ob die Libido mit dem Alter automatisch sinkt, und in welchem Ausmaß. Zudem ist die Forschung noch zu keinem eindeutigen Ergebnis darüber gekommen, ob ein Hormonersatz ohne Einsatz von anderen Behandlungsmethoden die Libido wieder auf ihr ursprüngliches Niveau zurückbringt, vor allem, wenn es darum geht, Frauen Testosteron zu verabreichen.
Das könnte damit zu tun haben, dass auch andere Hormone eine Rolle spielen. Dehydroepiandrosteron (bzw. DHEA) beeinflusst Libido, Entzündungsbildung, Körpergewicht und Knochendichte. Die Blutkonzentration ist gegen 30 am höchsten, bevor sie langsam zurückgeht. Zusammen mit einer Abnahme anderer Hormone, kann ein verminderter DHEA-Spiegel auch zu einer schwachen Libido führen.
Andere Faktoren, die sich auf den Sexualtrieb auswirken können
Dabei darf man auch bestimmte weitere Einflüsse nicht außer Acht lassen, die einen Effekt auf den Sexualtrieb haben, und jederzeit im Leben auftreten können, wie beispielsweise Beziehungsqualität, Selbstbild, Stress, Ängste, Depressionen und Medikamente wie z.B. Blutdruckpräparate und Antihistaminika. Wenn man das Leben eines Menschen betrachtet, wird man feststellen, dass die sexuelle Lust immer wieder ab- und zunimmt. Das ist völlig normal, und kann auch mit dem Alter zusammenhängen. Selbst wenn eine schwache Libido tatsächlich mit hormonellen Veränderungen und dem Alterungsprozess zu tun hat, kann dennoch ein umfassender und individueller Behandlungsplan erforderlich sein.
Wer selbst davon betroffen ist, weiß, wie frustrierend das sein kann, vor allem, wenn man nicht weiß, an wen man sich wenden soll. Es ist mitunter nicht einfach, sexuelle Schwierigkeiten mit dem Arzt zu besprechen. Viele Mediziner denken oft nicht daran, sexuelle Probleme zu thematisieren, bzw. die Auswirkungen von Alter und Krankheit auf das Intimleben, weil sie eventuell nicht daran denken, oder nicht gut genug darin geschult sind. Daher könnten bestimmte Anzeichen ignoriert werden.
Was zu bedenken ist
Viele suchen daraufhin auf eigene Faust nach Antworten. Zum Glück können manche Probleme auch so gelöst werden. So können z.B. Frauen, die Schwierigkeiten haben, feucht zu werden, weswegen es häufig zu Schmerzen beim Verkehr kommt, ein entsprechendes Gleitmittel verwenden. Spezielle Präparate, die den Feuchtigkeitsgehalt in der Vagina regulieren, können die Scheide dauerhaft feucht machen, nicht nur unmittelbar vor dem Geschlechtsverkehr.
Ist die verminderte Libido aber direkt auf sinkende Hormonwerte und den Alterungsprozess zurückzuführen, ist oft eine eingehendere Therapie nötig. Deshalb ist es so wichtig, Probleme gegenüber dem Arzt offen anzusprechen, auch wenn das unangenehm sein sollte. Es geht nicht nur um Sex, sondern um Ihr generelles Wohlbefinden, und schließlich sollten Sie Ihr Leben auch noch im Alter genießen können.