Wenn Sie älter werden, altert Ihr Körper innerlich. Ihr zentrales Nervensystem ist anfällig für Probleme, die mit dem Alterungsprozess einhergehen. Ein medizinisches Verfahren, das auch als Ohrenkitzeltherapie bezeichnet wird, könnte den Alterungsprozess des Nervensystems jedoch eindämmen.
Allgemeines zum zentralen Nervensystem
Das Nervensystem setzt sich aus Gehirn und Wirbelsäule zusammen. Diese Organe enthalten Nerven, die wichtige Nachrichten an die anderen Bereiche des Körpers senden. Sobald diese Nachrichten ankommen, können Organe und Körpersysteme ihre Funktion ordnungsgemäß ausüben. Manche Vorgänge des Nervensystems spielen eine Rolle bei der Steuerung wichtiger Funktionen wie Konzentration und Gedächtnis, Sprache, Bewegung, Atmung, Verdauung, sinnliche Wahrnehmung und Denkvorgänge.
Auswirkungen des Alterungsprozesses auf die Funktion des Nervensystems
Wie alle anderen Körpersysteme, ist auch das zentrale Nervensystem anfällig für die natürlichen, aber oft schädlichen Folgen des Alterns. Zu diesen Veränderungen zählen u.a.:
Mit zunehmendem Alter sterben die Gehirn- und Nervenzellen ab, und bilden sich nicht so schnell wieder nach, wie bei jüngeren Menschen.
Gehirn- und Nervenzellen können mit zunehmendem Alter an Gewicht verlieren.
Im Körper älterer Menschen finden sich größere Ansammlungen potentieller Schadstoffe wie Umweltgifte, Allergene und Toxine. Mediziner gehen davon aus, dass sich diese Stoffe auch im Gehirn und Nervengewebe ansammeln. Zudem können sich sog. Plaques in den Hirnzellen und anliegenden Blutgefäßen bilden, die u.a. aus Fett bestehen,.
Potentielle Folgen altersbedingter Schäden
Altersbedingte Hirnschäden können eine ganze Reihe körperlicher und geistiger Symptome auslösen. Die Schwere der Symptome hängt von der genauen Ursache und der Lage innerhalb des Nervensystems ab.
Probleme durch altersbedingte Nervenschäden können sich in Denkstörungen, Stimmungsschwankungen, Angststörungen, Depressionen, Sprachproblemen, Bewegungsstörungen und unkontrollierten Bewegungen äußern.
Sind diese Schäden ausgeprägter Art, können die Symptome auch Funktionen wie Atmung, Verdauung, Stuhl- und Blasenkontrolle und Herz-Kreislauf-Funktionen betreffen. Darüber hinaus können die schwersten Formen altersbedingter Nervenschäden in schwerwiegenden Störungen wie Alzheimer oder anderen Formen der Demenz enden.
Ohrkitzeltherapie
Ein wissenschaftliches Forschungsteam der Universitäten Leeds und Glasgow aus England und Schottland ist zu dem Schluss gekommen, dass eine Behandlung durch die sog. Ohrkitzeltherapie altersbedingtes Nervensterben deutlich verlangsamen könnte.
Der Vagusnerv gehört zu den längsten Nerven des Körpers. Diese Struktur verbindet das Gehirn mit den anderen Körperregionen, seine Ausläufer reichen bis zum Ohr. Das britische Forschungsteam geht davon aus, dass eine Stimulierung des Vagusnervs die Nervensystemfunktion verbessert, und so auch die körperliche und geistige Gesundheit.
Anhand dieser Hypothese entwickelten die Forscher eine Behandlungsform namens transkutane Vagusnervstimulation bzw. TVNS. Bei dieser Therapieform wird ein kleines Gerät, das einen schwachen elektrischen Strom ausstrahlt, ins Ohr des Patienten eingeführt. Diese elektrischen Reize gelangen schließlich an das äußere Ende des Vagusnervs, wodurch dieser „gekitzelt“ wird.
Studienergebnisse
Das Forschungsteam führte drei gesonderte Studien durch, bei denen die Wirkung von TVNS an über 80 Probanden im Alter untersucht wurde, die 55 Jahre oder älter waren. Bei den Testteilnehmern zeigte sich eine verbesserte Stimmung, und ein erholsamerer Schlaf. Forscher gehen davon aus, dass diese Ergebnisse möglicherweise einen entscheidenden medizinischen Durchbruch bedeuten, wenn man bedenkt, welchen Einfluss das Nervensystem auf zahlreiche Körperfunktionen hat. Sie hoffen zudem, dass die nur schwach invasive TVNS möglicherweise eines Tages zur Behandlungsform der Wahl bei diversen Nerven- und anderen Krankheiten werden könnte.