Die Leiden der Wechseljahre sind allgemein bekannt: Hitzewallungen, Nachtschweiß, Reizbarkeit, um nur einige zu nennen. Eine neue Studie von zwei türkischen Forscherinnen zeigt nun aber, dass Musik Wechseljahrbeschwerden lindern kann.
Die Studie wurde am 24. Januar 2022 in der Zeitschrift Menopause, the Journal of the North American Menopause Society veröffentlicht. Die Forscherinnen Dr. Derya Yüksel Koçak und Dr. Yeliz Varışoğlu teilten 48 in den Wechseljahren befindliche Frauen zwischen 40 und 65 in eine Kontroll- und eine Musiktherapiegruppe. Keine der Frauen hatte im letzten Jahr eine Periode.
Vor Beginn der Studie schätzten die Probandinnen ihre Wechseljahresbeschwerden ein. Anschließend hörten sich die Frauen in der Therapiegruppe über sechs Wochen lang in 18 viertelstündigen Sitzungen Musik an. Gegen Ende der Studien berichteten sie, dass sich ihre Wechseljahresbeschwerden, u.a. auch Depressionen, deutlich gebessert hätten.
Wie Musik Wechseljahresbeschwerden erleichtern kann
Der Einsatz von Musik als Heilmittel ist in der medizinischen Fachwelt an sich nichts Neues. Sofern es Musik ist, die uns gefällt, entspannt sie uns. Und sie hilft dem Gehirn, „Wohlfühlstoffe“ wie Dopamin, Oxytocin, Endorphin und Serotonin auszuschütten. Sie unterstützt das Gehirn auch dabei, Neuronen zu produzieren.
Bei Parkinsonerkrankten kann Musik helfen, die Hirnaktivität anzuregen, indem sie jene Teile des Gehirns aktiviert, die von der Krankheit nicht befallen sind.
Musiktherapie wird auch eingesetzt, um Patienten bei einem bevorstehenden schweren oder riskanten medizinischen Eingriff zu beruhigen. Bei der Behandlung von Asthma, Epilepsie, Autismus, Schlaganfällen und Alzheimer kommt Musik ebenfalls oft zur Anwendung. Nun wird diese Liste möglicherweise noch erweitert, denn die rhythmischen Klänge sollen auch Wechseljahresbeschwerden lindern.
Was macht die Wechseljahre so beschwerlich?
Jedes Jahr kommen alleine in den Vereinigten Staaten rund 1,3 Millionen Frauen in die Wechseljahre. Das bedeutet, dass die Regelblutung mehr als 12 Monate hintereinander ausgeblieben ist.
Dabei sollte man sich keineswegs alte Frauen vorstellen, die am Stock gehen. Bei den meisten Frauen fangen die Wechseljahre um das 51. Lebensjahr an. Die Veränderungen des Körpers, die sog. Perimenopause, beginnen jedoch schon wesentlich früher.
Bei einigen Frauen kann das schon bereits Ende 30 der Fall sein. Und auch sie leiden an einigen der bekannten Symptome wie heftige Regelblutungen, Hitzewallungen, nächtlichen Schweißausbrüchen und Stimmungsschwankungen. Der „Wechsel“ an den Wechseljahren ist es, der die unangenehmen Symptome mit sich bringt. Und diese verschwinden so schnell nicht. Bei manchen Frauen halten sie bis zu zehn Jahre an.
Frauen kommen mit rund 6 bis 8 Millionen Eizellen zur Welt. Mit dem Heranwachsen und dem Alter verfallen diese Eizellen und sterben ab. Sie werden nie wieder ersetzt. Erreichen Mädchen die Pubertät, wird eine neue Eizellgruppe jeden Tag ausgesucht und beginnt, heranzuwachsen. In den fruchtbarsten Jahren verlassen auf diese Weise etwa 1.000 Eizellen pro Monat die Warteschleife und reifen heran. Gerade mal ein Zehntel dieser Eizellen durchläuft den Menstruationszyklus, und meist entwickelt nur eine sich voll aus, und wird beim Eisprung freigesetzt.
Bei den meisten Frauen gehen die Eizellen in der Lebensmitte aus, dann setzen die Wechseljahre ein. Da der Vorrat an herangereiften Eizellen bereits mit Ende 30 nachlässt, produziert der weibliche Körper auch immer weniger Progesteron und Östrogen. Dieses Sinken von Östrogen steckt hinter den meisten Symptomen der Menopause.
Bei Hitzewallungen einen kühlen Kopf bewahren
Hitzewallungen und nächtliche Schweißausbrüche sind die wohl bekanntesten und störendsten aller Wechseljahresbeschwerden. Experten der Johns Hopkins Medicine empfehlen folgende Maßnahmen, um diese zu verringern bzw. zu lindern:
- Herausfinden, was Hitzewallungen auslöst. Zwei Möglichkeiten sind Kaffee und Rotwein.
- Im Zwiebelprinzip kleiden, um notfalls eine Schicht ablegen zu können. Atmungsaktive Kleidung bevorzugen, da sich diese angenehmer tragen lässt als synthetische Stoffe.
- Kaltes Wasser oder feuchte Handtücher verschaffen Linderung, wenn sich eine Hitzewallung anbahnt.
- Mit dem Hausarzt über Ihre Medikamente sprechen. Manche Blutdruck- und Cholesterinpräparate können Hitzewallungen verursachen.
- Akupunktur kann Hitzewallungen lindern.
Und nicht zuletzt auch Musik. Dabei ist der Stil egal, solange er Ihnen gefällt. Entspannen Sie sich 15 Minuten lang, machen Sie es sich bequem und lauschen Sie den Klängen. Wenn Sie dies regelmäßig praktizieren, ist es durchaus möglich, dass sich Ihre Beschwerden verbessern.