Die hormonelle Erforschung des Älterwerdens
Die hormonelle Erforschung des Älterwerdens
Der Wunsch, den Alterungsprozess zu verlangsamen, existiert seit Tausenden von Jahren. Die immer höher werdende Lebenserwartung der Menschen sowie Kenntnisse und Theorien über den Alterungsprozess, bestärken diesen Wunsch. Eine der interessantesten Fragen ist hierbei sicherlich: Welche Organveränderungen werden von einem niedrigen Hormonspiegel ausgelöst, der für die zweite Lebenshälfte charakteristisch ist? Mit einem einfachen Blick auf die Statistiken physischer und mentaler Alterungsanzeichen, ist diese Frage nicht zu beantworten.
Die Durchblutung des Gehirns ist um 20% reduziert, die der Nieren um 50%. Das Blut transportiert nur noch bis zu 60% des früheren Sauerstoffgehalts. Der Mineralgehalt der Knochen eines weiblichen Körpers sinkt auf 70%. Im Ruhezustand verbraucht unser Stoffwechsel 16% weniger Kalorien, weshalb ein Übergewicht wahrscheinlicher wird.
Alterungstheorien
Noch ist nicht geklärt, warum Organismen überhaupt altern. Es existieren allerdings mehrere Theorien:
- Bestimmte Gene kontrollieren den Alterungsprozess
- Die Alterung wird durch übermäßigen oxidativen Stress verursacht (freie Sauerstoffradikale)
- Das Altern ist Folge eines Funktionsverlusts, der dadurch verursacht wird, dass sich Proteinmoleküle durch Blutzucker verhärten
- Die Alterung wird durch einen chronischen Entzündungsprozess, der sich unterhalb der Schmerzgrenze befindet (stille Entzündung), ausgelöst.
Die umstrittenste Theorie von allen ist die neuroendokrine Theorie, die besagt, dass wir altern, weil unser Hormonspiegel absinkt.
Eines kann jedoch in keinem Fall geleugnet werden: Alle Krankheitssymptome, die alterstypisch sind, können durch einen angemessenen Hormonausgleich beseitigt oder verringert werden. Botenstoffe arbeiten Tag und Nacht daran, wichtige Körperfunktionen wie Herzrhythmus, Wasserhaushalt, Atmung, Hunger, Schlaf und sexuelle Funktionen zu regulieren. In der zweiten Lebenshälfte fällt es dem Körper zunehmend schwerer, einige dieser Funktionen zu steuern.
Wir wissen, dass ein gemeinsamer Risikofaktor für Krankheiten, die das Schicksal der Menschen im 21. Jahrhundert bestimmen, das Altern ist.
Dies trifft insbesondere auf Arteriosklerose, Osteoporose, Alzheimer und Krebs zu, weshalb sich die präventive Medizin in logischer Folge mit den hormonellen Gründen des Alterns befassen muss.
Erweiterte Hormonersatztherapie
Ersatz aller verringerten Botenstoffe
Einer der wichtigsten Ansätze dieser Wissenschaft ist die erweiterte Hormonersatztherapie, das heißt, der Ersatz aller Botenstoffe, die in unserer zweiten Lebenshälfte abnehmen.
Die verbreitetste Erfahrung mit der erweiterten Hormonersatztherapie besteht bei Frauen während und nach der Menopause. Einige Ergebnisse von Hormonersatztherapie-Studien lassen die Hoffnung auf einen Jungbrunnen platzen, denn es ist nicht genug, nur ein oder zwei Mangelerscheinungen auszugleichen.
Eine verantwortungsbewusste und in ihrer Dosis individuell abgestimmte Hormonersetzung wird häufiger. Die weibliche Postmenopause und die männliche Andropause sind nicht länger als Krankheiten einzustufen, die durch Hormonmangel verursacht werden. Eine solche Kategorisierung erfordert, dass die entsprechenden klinischen Symptome bemerkbar sind, und der spezifische Hormonmangel im Labor nachgewiesen werden kann. Dann macht es Sinn, älteren Erwachsenen eine individualisierte Hormonersatztherapie anzubieten.
Hormonstatustest
Eine einfache Blutuntersuchung, bei der der Hormonspiegel des Mannes/der Frau festgestellt wird, kann Informationen über das biologische Alter und Hinweise auf bestimmte Anti-Aging-Maßnahmen geben. Die Information muss in dieser Hinsicht den hohen Ansprüchen des Spezialisten genügen, und sollte unbedingt regelmäßig nachgetestet werden.
Der verantwortungsbewusste Umgang mit Anti-Aging-Medizin besteht nicht darin, so viel wie möglich davon einzunehmen, sondern so wenig wie nötig. Wenn sie richtig eingesetzt werden, sind Hormone ungefährlich. Dabei muss aber das Gesamtbild stimmen: Es macht wenig Sinn, nur den Mangel eines einzigen Botenstoffes auszugleichen.
Hormone und ihre Funktion
Dies sind jene Hormone, die in der modernen Präventivmedizin eingesetzt werden. Ihre Konzentration im Körper hängt nicht nur vom Alter einer Person ab, sondern auch von der Tageszeit.
Hormon
Funktion
Symptome eines Mangels
Einnahme des Hormons
Östrogen
Östrogen ist ein sehr wirkungsvolles weibliches Sexualhormon sowie ein Wirkstoff der Verführung und Schönheit. Es kann Wasser in der Haut binden, schützt das Herz und fördert den Knochenstoffwechsel.
Hitzewallungen. Depression. Knochenschwund. Trockene Haut.
Eine Östrogeneinnahme verbessert das Hautbild (Bildung von Kollagen), verstärkt die Libido, verbessert die Stimmung und verringert die Risiken von Herzerkrankungen und Osteoporose. Um optimale Ergebnisse zu erhalten, sollte eine sehr geringe Dosis des natürlichen (nicht synthetischen) Hormons als Pflaster oder Gel über die Haut verabreicht werden.
Progesteron
Das Mutterschaftshormon. Es fördert Atmung, Knochengesundheit, Bindegewebe und Muskeln. Außerdem verringert es Ängste.
Ein Mangel kann das Risiko von Gebärmutter- und Brustkrebs erhöhen, zu Schlafproblemen führen und den Wasserhaushalt durcheinanderbringen.
Progesteron kann Stimmungsschwankungen verhindern und den Körper vor Wucherungen schützen. Um optimale Ergebnisse zu erzielen, sollten natürliche (nicht synthetische) Hormone verabreicht werden.
Testosteron
Testosteron ist das wirksamste männliche Sexualhormon. Es verstärkt die Libido und fördert den Aufbau von Muskeln, Knochen und den Fettstoffwechsel.
Ein Testosteronmangel kann sich in Leistungsverlust, Depression, Schlafproblemen und Knochenbrüchigkeit ausdrücken.
Eine Testosteronergänzung kann den Cholesterinspiegel senken, die Libido verstärken und Gedächtnisfähigkeiten verbessern.
Wachstumshormon
Das Wachstumshormon ist verantwortlich für die Regenerierung, das Zellwachstum, den Aufbau von Muskeln und den Abbau von Fett.
Depression und Immunschwäche sind Ergebnisse eines Mangels an Wachstumshormonen.
Die Einnahme von Wachstumshormonen verbessert Immunsystem und Bindegewebe (sie können injiziert oder als Spray genutzt werden, um die Eigenproduktion des Körpers zu stimulieren).
DHEA
DHEA ist sehr wichtig für die „zweite Jugend“. Es ist der Wegbereiter für Sexualhormone, Knochendichte, Fettabbau, Leistung, Immunabwehr und Stimmung.
Ein Mangel an DHEA kann zu erheblichen Stoffwechselstörungen, Risiken für das Herz-Kreislauf-System und Immunschwäche führen.
DHEA-Ergänzungsmittel können das allgemeine Wohlbefinden und die Libido verbessern sowie den Cholesterinspiegel senken.
Pregnenolon
Pregnenolon ist eine wichtige Vorläufersubstanz mit entzündungshemmenden Eigenschaften, die gegen Demenz schützt.
Mangelsymptome sind Erschöpfung und Arthritis.
Die Einnahme kann das Langzeitgedächtnis verbessern und Alterssymptome verringern.
Melatonin
Melatonin ist das Mutterhormon der Chronobiologie. Es regelt die Regenerierung aller hormonabhängigen Organe.
Symptome beinhalten eine Störung der inneren Uhr, Schlafprobleme und Immunschwäche.
Die Einnahme von Melatonin kann das Immunsystem stärken. Es hat einen entzündungshemmenden Effekt und hellt die Stimmung auf.
Der tägliche Hormonrhythmus
Regulation and Kompensation
All dies führt zu der Empfehlung, Hormone frühzeitig zu verschreiben, um die Gesundheit zu erhalten und gewisse altersbedingte Folgen zu vermeiden.
Im Falle eines Hormonersatzes, der eine vielversprechende Variante der klassischen Hormonersatztherapie ist, soll das dem Körper zugeführte Hormon nur eine schon bestätigte Mangelerscheinung ausgleichen. Heutzutage ist es möglich, sehr detailliert Hormonspiegel sowohl im Blut als auch im Speichel, Urin oder anderen Proben zu bestimmen.
Der Arzt Ihres Vertrauens mit seiner speziellen Ausbildung wird Ihren individuellen Hormonstatus unter Berücksichtigung von Symptomen und Risiken sorgfältig analysieren.
Schutz gegen freie Radikale
Erst vor kurzem wurde eine unvorteilhafte Verbindung zwischen einem Hormonmangel und einer verringerten Abwehr gegen freie Radikale entdeckt. Dieser oxidative Stress im Organismus scheint ein gefährlicher Beschleuniger des Älterwerdens zu sein. Hitzewallungen und andere Symptome sind Anzeichen für eine aggressive Oxidierung des Gewebes.