Hormonschwankungen in den Wechseljahren bewirken nicht allein, dass die weiblichen Eizellen nicht mehr jeden Monat eine Eizelle freisetzen, und es so zu keiner Menstruation mehr kommt.
Hormonschwankungen haben eine Vielzahl von Auswirkungen, die historisch gesehen oft missverstanden wurden, was zu Fehlbehandlung von Frauen in den Wechseljahren führte, und dazu, dass viele schwerwiegende Symptome psychischer Erkrankungen übersehen wurden, und undiagnostiziert blieben. Dieses Problem, das einst als Hysterie abgestempelt wurde, d.h. also die geistigen Auswirkungen der Wechseljahre, blieb lange unbeachtet.
Die Menopause verstehen
Es zeigt sich aber, dass vieles, was wir über die Wechseljahre zu wissen glauben, noch nicht einmal Tatsachen sind. In westlichen Gesellschaften erwartet man beispielsweise, dass es bei Frauen zu Hitzewallungen kommt. Das ist aber keineswegs überall so. Japanische Frauen empfinden Schmerzen in den Schultern, indische berichten oft von Schulterschmerzen als Folge der Wechseljahre.
Die verschiedenen Symptome der Wechseljahre haben eine große Bandbreite an Behandlungsmöglichkeiten hervorgebracht. Während die Indianer einst die Symptome mit der Trauben-Silberkerze behandelten, empfehlen moderne westliche Ärzte oft eine Totaloperation, um den Nebenwirkungen der Wechseljahre zu begegnen.
Mögliche Symptome
Die Symptome der Wechseljahre wurden oft sogar derart missverstanden, dass den betroffenen Frauen oft lebensgefährliche „Heil“-Mittel verschrieben wurden. Zu den üblichen Behandlungsmethoden zählten unter anderem der Konsum kohlensäurenhaltiger Getränke vor den Mahlzeiten sowie Bleiazetatinjektionen in die Scheide. Auch Drogen wie Opium und Morphium, die heute als stark abhängigmachend gelten, wurden zur Behandlung von Frauen in den Wechseljahren eingesetzt.
Es ist aber nicht so, dass es nicht auch einige Fortschritte gegeben hätte. Seite dem 1930ern gelten die Wechseljahre erwiesenermaßen als Fogle von Östrogenmangel, und die Östrogenersatztherapie zählt zu den bekannteren Behandlungsmöglichkeiten. Seither sind noch wirksamere Hormonbehandlungen entwickelt worden, wobei auch eine Vielzahl nicht-hormoneller Therapiemethoden existieren.
Hormone wirken sich auch auf die Psyche aus
Die moderne Forschung betont auch einen Zusammenhang zwischen Hormonschwankungen und psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie und Borderline-Persönlichkeitsstörung. Zumindest in einer Studie konnte ein deutliches zweites Hoch an Schizophrenieerkrankungen in der Gesamtbevölkerung festgestellt werden, von denen vor allem Frauen betroffen sind. Eine weitere Studie stellte einen Zusammenhang zwischen Alter, Wechseljahren und Geschlecht fest.
Manchen Ärzten entgehen die geistigen Auswirkungen der Wechseljahre noch immer. Andere wiederum haben die Verbindung zwischen den Wechseljahren und psychischen Störungen genauer untersucht. Dies ist auf die Zersplitterung beider medizinischer Fachgebiete zurückzuführen.
Vergleichen Gynäkologen und Psychiater ihre Befunde untereinander nicht, kann es sein, dass sie das volle Ausmaß der Symptome ihrer Patientinnen nicht erfassen. Eine Aufklärung über diesen Zusammenhang könnte eine Erklärung dafür liefern, warum es bei manchen Frauen zu den Wechseljahren hin zu derart drastischen Persönlichkeitsveränderungen kommt, und so manches Symptom könnte dadurch gelindert werden.
Die Östrogen-Hypothese
Einige Forscher, überwiegend weibliche, haben sich der Untersuchung der sog. „Östrogenhypothese“ verschrieben. Wenn Hormonschwankungen während den Wechseljahren so erhebliche Auswirkungen haben, so ihre Frage, wie steht es dann mit den Hormonschwankungen, denen Frauen im Laufe ihres Lebens sonst tagtäglich ausgesetzt sind? Den meisten Frauen ist klar, wie sehr ihr Menstruationszyklus von Östrogen beherrscht wird. Könnte das prämenstruelle Symptom aber ein weniger drastisches Beispiel für eine wechseljahrbedingte Psychose sein?
Hierzu wurden Studien an Frauen durchgeführt, bei denen bereits vorher psychische Störungen festgestellt wurden, und deren Symptome während der Schwangerschaft nachließen. Selbst das Alter, in dem eine Frau in die Pubertät kommt, kann darüber entscheiden, wann sie später eine Psychose entwickelt.
Hätten die Ärzte von damals gemerkt, dass Veränderungen im weiblichen Körper zu psychischen Störungen führen können, hätten sie möglicherweise ihre Patientinnen nicht bloß als „Hysterikerinnen“ abgestempelt. Stattdessen hätten sie ihre Leiden geheilt. Und wenn Mediziner von heute sich die unterschiedliche Art und Weise vor Augen halten würden, in der sich psychische Störungen bei Männern und Frauen jeweils äußern, könnten sie Schizophrenie bei Frauen in den Wechseljahren leichter erkennen, und richtig behandeln.
Fazit
Wissenschaftler, die sich diesem Thema widmen wollen, und Dozenten, die über dieses Thema aufklären, können dazu beitragen, dass noch mehr Ärzten der Zusammenhang zwischen Hormonen und psychischen Erkrankungen klar wird, und dass Frauen die nötige Behandlung erfahren, die es ihnen endlich ermöglicht, von ihren allzu oft übersehenen Leiden befreit zu werden.