In einer neuen besorgniserregenden Statistik wurde COVID-19 aufgrund des als Gehirnnebel („Brain fog“) bekannten Phänomens mit einem höheren Risiko für Alzheimer in Verbindung gebracht.
Es ist bereits bekannt, dass das Coronavirus eine Reihe gefährlicher und beängstigender Nebenwirkungen verursachen kann, aber eine relativ neue Nebenwirkung auf der Liste ist Gehirnnebel. Diese Erscheinung wirkt sich auf das Gehirn aus und führt dazu, dass Menschen an Gedächtnis- und kognitiven Problemen leiden. Es hat sich gezeigt, dass sogar eine Person, die asymptomatisch ist, mit diesem beginnenden Gehirnnebel kämpfen kann, nachdem sie scheinbar schon genesen ist. Eine noch weitreichendere Nebenwirkung ist, dass die Infektion auch das Alzheimer-Risiko erhöhen kann.
Gedächtnisprobleme ähnlich der Alzheimer-Krankheit: Eine Fallstudie
In einer Fallbeobachtung ist eine Frau, die im Mai 2020 positiv auf das Coronavirus getestet wurde, ein Beispiel für eine solche Situation. Sie hatte einen fast asymptomatischen Verlauf des Virus mit nur leichter Atemnot. Sie tat dieses Symptom jedoch als simple Folge von Nervosität und dem Tragen der Gesichtsmaske ab. Im Juli wurde sie negativ getestet, es traten jedoch COVID-19-Symptome traten auf. Neben Geruchsverlust, Geschmacksstörungen und Herzklopfen litt die junge Frau auch an Gehirnnebel.
Die Probleme führten dazu, dass sie sich von ihrem Job beurlauben ließ, um sich in einer Forschungsklinik einzuschreiben. Therapeuten untersuchten sie und ihre Symptome und führten mehrere kognitive Tests durch, um festzustellen, wie ihr Gehirn auf die Verarbeitung von Informationen reagierte. Dabei stellten sie fest, dass sie dies im Laufe der Zeit langsamer als normalerweise tat.
Über ein Jahr nach der Infektion bemerkte die Frau, dass sie die Namen von Leuten vergaß, Tiefkühlkost in Küchenschubladen verstaute und beim Autofahren Fehler machte. Alle diese Long-Covid-Symptome erinnern an Alzheimer.
COVID-19-Assoziation mit alzheimerähnlichen Symptomen
Laut einer Forschungsstudie der University of Texas Health Science Center kann eine COVID-19-Infektion mit kognitivem Verfall und Symptomen von Alzheimer in Verbindung stehen. Tatsächlich können alzheimerähnliche Symptome eine fortgeschrittene Form der Erkrankung nachahmen.
Die Forscher wollten die langfristigen Auswirkungen von COVID-19 auf das zentrale Nervensystem untersuchen und stellten dabei fest, dass das Virus wie Alzheimer zu einer Gehirnentzündung führt. Für diese Studie wurde eine Gruppe von 200 Erwachsenen aus Argentinien beobachtet, die 60 Jahre oder älter waren und positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Sie fanden heraus, dass Personen, die über längere Zeit an Geruchsverlust als Symptom des Virus litten, eher kognitive Probleme hatten. Es spielte dabei keine Rolle, wie krank ein Patient zum Zeitpunkt der Studie war.
Einer der Forscher des Projekts, Dr. Gabriel de Erausquin, Professor für Neurologie, stellte fest, dass der kognitive Verfall der Teilnehmer auch Monate nach der Infektion anhielt und den Symptomen sehr ähnlich war, die Alzheimer-Patienten regelmäßig erleben. Er fand auch, dass Gehirnnebel ein COVID-19-Symptom zu sein scheint, das bei jüngeren Patienten häufig auftritt.
Durch detaillierte Beobachtungen kamen die Wissenschaftler zu der Erkenntnis, dass das Einsetzen von Gehirnnebel bei COVID-19 dazu führen kann, dass Patienten zusätzliche Probleme haben, einschließlich Konzentrationsschwierigkeiten, Angstzustände und Depressionen. Ob sich diese Symptome im Laufe der Zeit verbessern, ist Gegenstand weiterer Forschungen in der Zukunft. Das Ziel ist, zu beobachten, ob sich die Patienten erholen.
Biologische Marker, welche die beiden Krankheiten verbinden
Zusätzlich zu jener Forschung, die das Auftreten von COVID-19-bedingtem Gehirnnebel bestimmt, hat die Studie eine weitere überraschende Entdeckung gemacht: Menschen über 60, die an dem Coronavirus litten, weisen in ihrem Blut biologische Marker auf, die jenen entsprechen, die im Blut von Menschen mit Alzheimer gefunden wurden. Forscher stellten fest, dass die untersuchten Personen in der oben genannten Gruppe, die neurologische COVID-19-Symptome aufwiesen, noch höhere Biomarker im Zusammenhang mit Alzheimer besaßen. Zu diesen Markern gehörten Tau, ein Protein, das mit Alzheimer in Verbindung steht, und Neurofilament-Licht, das unter anderem auf eine Schädigung der Nervenzellen hinweist.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Personen, die COVID-19 hatten, einen ähnlichen Verlauf der Symptome aufweisen können wie Alzheimer-Patienten, was den Weg weist für weitere Forschungen, die durchgeführt werden müssen, um zu erfahren, wie diese Biomarker die Kognition bei Personen mit COVID-19 oder früheren Infektionen mit dem Coronavirus beeinflussen können.
Es wurde auch hervorgehoben, dass es einen Zusammenhang zwischen Atemwegserkrankungen und dem Gehirn in Korrelation zu Personen geben könnte, die in der Vergangenheit mit SARS und MERS infiziert waren und kognitive Symptome aufweisen.
Mögliche Langzeiteffekte?
Während diese Studie feststellt, dass es eindeutige und reale Verbindungen zwischen COVID-19 und Alzheimer gibt, können die langfristigen Auswirkungen von Sars-CoV-2 auch das Risiko erhöhen, tatsächlich an Alzheimer zu erkranken. Bei Menschen, die bereits an der Krankheit leiden, wird festgestellt, dass eine COVID-19-Infektion das Fortschreiten von Alzheimer verschlimmern kann.
Angesichts des Anstiegs verschiedener Varianten und der anhaltenden Verbreitung von COVID-19 erinnern uns wachsende Positivitätsraten daran, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist und weitere Forschungen erforderlich sind, um COVID-19-Symptome, Langzeitfälle sowie Ähnlichkeiten und Risikofaktoren für Alzheimer zu untersuchen.