Das Essverhalten steht laut einer aktuellen Studie der Universität Jyväskylä im Zusammenhang mit Symptomen von Beckenbodenerkrankungen bei Frauen mittleren Alters, wie Harninkontinenz. So erhöhte beispielsweise der übermäßige Verzehr von stark verarbeiteten Fertiggerichten und Fast Food das Risiko, Symptome von Belastungs- und Dranginkontinenz zu entwickeln. Ein höherer Verzehr von Obst und eine insgesamt hochwertigere Ernährung senkten wiederum das Risiko für eine Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz).
Beckenbodenstörungen sind weit verbreitet
Stressinkontinenz äußert sich durch unfreiwilligen Harnverlust bei typischen Alltagsaktivitäten, z.B beim Husten, Niesen und Lachen, sowie bei bestimmten Bewegungen. Bei der Dranginkontinenz (auch Urgeinkontinenz) haben Betroffene einen starken und plötzlichen Harndrang mit Urinverlust, da sie den Druck nicht mehr kontrollieren können. Frühere Forschungen haben bereits gezeigt, dass die Symptome der Belastungsinkontinenz als Folge eines hohen Body-Mass-Index und der Anzahl der Geburten einer Frau zunehmen. Zu den weiteren Faktoren gehören der Raucherstatus, eine Diabetes-Vorgeschichte, Hysterektomie und Hormontherapien. Darüber hinaus erhöhen Übergewicht und Mehrlingsgeburten das Risiko für eine Belastungsinkontinenz bei Frauen.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die Prävalenz von Beckenbodenstörungen zunimmt, wenn sich Frauen den Wechseljahren nähern. Östrogenmangel während der Wechseljahre, natürliches Altern, die Fortpflanzungsgeschichte und Faktoren, die den intraabdominalen Druck erhöhen, können zu strukturellen und funktionellen Störungen des Beckenbodens führen. Darüber hinaus können Lebensstilentscheidungen wie die Qualität der Ernährung und das Essverhalten einen erheblichen Einfluss auf die Mechanismen von Beckenbodenstörungen haben. „Das Essverhalten als potenzieller Risikofaktor für Beckenbodenerkrankungen wurde bisher kaum untersucht“, sagt die Doktorandin Mari Kuutti von der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften der Universität Jyväskylä. „Wir haben untersucht, wie Essstörungen den Beginn der Symptome beeinflussen können.“
Zu Essstörungen gehören übermäßiges Essen, restriktives Essen sowie der Wechsel zwischen beiden Verhaltensweisen. Die Forscher haben festgestellt, dass Frauen, die von Essstörungen berichteten, eher Symptome von Beckenbodenstörungen aufwiesen als jene, die von normalem Essverhalten berichteten. Die untersuchten Störungen waren Belastungsinkontinenz, Dranginkontinenz, Stuhlinkontinenz sowie Verstopfung und Probleme mit dem Stuhlgang.
Bei Harninkontinenz auf Ernährungsgewohnheiten achten
Über die Hälfte aller Studienteilnehmerinnen wies Symptome von Beckenbodenstörungen auf. Am häufigsten war die Belastungsinkontinenz. Die Studie ergab, dass das Essverhalten und der Verzehr bestimmter Lebensmittel mit dem Auftreten von Symptomen von Beckenbodenstörungen in Zusammenhang stehen. Als vorbeugende Maßnahme sollte das Essverhalten von Frauen, bei denen ein Risiko für eine Harninkontinenz besteht, untersucht und eine Anleitung zu gesunden Essgewohnheiten gegeben werden.
Die Studie ist Teil der ERMA-Studie, an der über 1.000 Frauen im Alter zwischen 47 und 55 Jahren aus der Region Jyväskylä teilnahmen. Die Teilnehmerinnen gaben ihr Essverhalten sowie demografische Faktoren (Alter, Body-Mass-Index, Bildung, körperliche Arbeitsbelastung und körperliche Aktivität) sowie gynäkologische Faktoren (Schwangerschaften, Parität, Menopausenstatus und Hysterektomie) in Fragebögen an.