Die Rolle von Testosteron in den Wechseljahren

Für Frauen in den Wechseljahren kann es wichtig sein, zu wissen, wie sich der Testosteronspiegel verändert. Studien haben gezeigt, dass das Hormon bei vielen der störendsten Symptome helfen kann. Oft wird angenommen, dass Testosteron ein rein männliches Hormon ist. Tatsächlich spielt es aber auch im weiblichen Körper eine wichtige Rolle. Mit den Wechseljahren nehmen die Werte dieses Hormons immer mehr ab.

Bedeutung

Testosteron wurde oft als Erregungshormon bezeichnet. Es trägt zur sexuellen Erregung, Libido und zum Orgasmus von Frauen bei. Testosteron ist auch Teil der wichtigen Stoffwechselfunktionen, die mit Knochen- und Muskelkraft, kognitiven Fähigkeiten, Stimmung und vielem mehr verbunden sind.

Androgen

Testosteron gehört zu einer Gruppe von Hormonen, die als Androgene bezeichnet werden. Übermäßige Mengen dieser Art von Hormonen können dazu führen, dass Frauen sowohl männliche Fortpflanzungsmerkmale als auch männliche Züge entwickeln. Frauen produzieren die Sexualhormone Progesteron und Östrogen sowie Testosteron. Alle drei sind wichtig für das weibliche Wohlbefinden.

Die Rolle von Testosteron in den Wechseljahren

Androgene werden bei Frauen in ihren Fettzellen, Eierstöcken sowie in den Nebennieren produziert. Der weibliche Körper produziert ungefähr ein Zehntel des Testosteronspiegels, der im Körper eines Mannes vorzufinden ist. Wenn eine Frau in die Wechseljahre kommt, sinken ihre Progesteron- und Östrogenspiegel signifikant. Die Werte an Testosteron nehmen mit zunehmendem Alter allmählich ab, oft erleben Frauen gar keine Symptome. Manche reagieren empfindlicher und erleben z.B. Konzentrationsstörungen. Auch Energiemangel, fehlendes sexuelles Verlangen und schlechte Laune sind möglich.

Testosteronmangel

Die Hauptursache für einen Testosteronmangel bei Frauen ist die chirurgische Menopause. Diese tritt etwa auf, wenn die Eierstöcke entfernt wurden. Als mögliche Ursachen gelten Ovarialzysten, eine routinemäßige Hysterektomie, bei der die Gebärmutter entnommen wird, und andere Ursachen. Ein solcher Eingriff verursacht einen plötzlichen Rückgang von Testosteron und kann zum Auftreten bestimmter Symptome führen, wie z.B.:

• Depressionen
• Vermindertes sexuelles Vergnügen
• Energiemangel
• Geringere Empfindlichkeit des Genitalgewebes und der Brüste
• Schwache Libido
• Geringere Orgasmusreaktion

Medizinische Hilfe

Wenn bei einer Frau über einen längeren Zeitraum eines der mit einem Testosteronmangel verbundenen Symptome auftritt, und dies als belastend empfunden wird, sollte die Frau mit ihrem Hausarzt oder Gynäkologen sprechen. Falls erforderlich, kann eine Überweisung an einen Experten für Endokrinologie erfolgen.

Testosteronersatz

Testosteronersatz steht Frauen in verschiedenen Formen zur Verfügung. Androgen-Östrogen-Kombinationen können oral eingenommen werden. Es gibt auch spezielle Testosteroncremes sowie injizierbare und implantierbare Formen. Jegliche Art von Testosteronersatz muss sorgfältig bedacht und eingesetzt werden. Es gibt keine Metrik, mit der Ärzte genau bestimmen können, ob der Testosteronspiegel einer Frau zu niedrig ist.

Testosterontherapie

2019 wurde eine Studie von Global Consensus zur Anwendung der Testosterontherapie bei Frauen veröffentlicht. Anfänglich wurde die Testosterontherapie nur bei postmenopausalen Frauen angewendet, bei denen eine als hypoaktive sexuelle Luststörung (HSDD) bekannte Erkrankung auftrat. Infolgedessen empfindet die Frau permanent sexuelle Lustlosigkeit. Die Entscheidung für die Behandlung wurde getroffen, nachdem alle anderen Faktoren wie Beziehungslage, vaginale Veränderungen, Stimmungsschwankungen und andere Parameter ausgeschlossen wurden. Untersuchungen zeigen, dass die Hormonersatztherapie (HRT) keine schnelle Lösung für Probleme in Verbindung mit sexuellem Verlangen ist. Es wurde festgestellt, dass Testosteron für Frauen mit HSDD und anderen Problemen in Betracht gezogen werden kann. Ärzte haben angegeben, dass die Mehrheit der Frauen der Meinung ist, einen Unterschied zu merken, wenn sie eine HRT erhielten.

Nebenwirkungen

Wie bei jeder Art von Medikation, kann die HRT Nebenwirkungen haben. Es gibt Fälle, in denen Frauen  Haarwuchs am ganzen Körper entwickeln. Dies tritt häufig auf, wenn ein Testosterongel angewendet wurde. Einige Frauen haben eine Vertiefung ihrer Stimme sowie Kahlheit nach männlichem Muster und andere Symptome erlebt. Daher ist die richtige Testosterondosierung entscheidend, um einen Überschuss zu vermeiden.

Darüber hinaus sollte eine Hormonersatztherapie nur unter Begleitung eines geschulten Mediziners erfolgen. Wenn die richtigen Mengen verabreicht werden, kann die Lebensqualität der Frau dadurch enorm profitieren. Dabei gilt: Testosteron sollte Frauen für die kürzest mögliche Zeit in möglichst niedrigen Dosen gegeben werden. Die Auswirkungen müssen genau überwacht werden, ebenso ob die Therapie Erfolge zeigt und die Behandlungsziele erreicht wurden. Forscher betonen, dass die Rolle von Testosteron in den Wechseljahren weiterhin Gegenstand vieler laufender Studien ist.