Das Hormonsystem – auch endokrines System genannt – umfasst alle Drüsen unseres Körpers, die Hormone ausschütten. Es spielt eine Schlüsselrolle bei der Regulierung von Stoffwechsel, Wachstum und Entwicklung, Gewebe- und Sexualfunktion, Fortpflanzung, Schlaf, Stimmung und mehr. Wenn wir älter werden, verändert sich auch unser Hormonsystem. Die Produktion bestimmter Hormone nimmt ab, was sowohl Männer als auch Frauen betrifft.
Der Alterungsprozess eines Menschen umfasst auf natürliche Weise jeden Teil des Körpers, von den kognitiven Funktionen bis hin zum Immunsystem. Auch beim Hormonsystem machen diese Alterungsprozesse keine Ausnahme. Die hormonellen Veränderungen werden zwar nicht so häufig thematisiert wie andere körperliche Begleiterscheinungen des Alters, sind aber dennoch nicht minder wichtig, denn Hormone spielen eine übergeordnete Rolle im Hinblick auf unseren allgemeinen Gesundheitszustand.
Eine nähere Betrachtung des endokrinen Systems
Das endokrine System umfasst die hormonproduzierenden Drüsen des gesamten Körpers. Im Gehirn befinden sich Zirbeldrüse, Hypophyse und Hypothalamus. Im Hals übernehmen Schilddrüse und Nebenschilddrüse entscheidende hormonelle Funktionen. Andere wichtige Teile dieses Systems beinhalten Thymusdrüse, Nebennieren, Bauchspeicheldrüse und Hoden/Eierstöcke. All diese Körperteile produzieren spezifische Hormone, die als chemische Boten wirken. Sie übermitteln Nachrichten im ganzen Körper und helfen dabei, unzählige körperliche Aktivitäten zu koordinieren und zu steuern.
Das Alter ist jedoch nicht die einzige Ursache für ein hormonelles Ungleichgewicht. Verschiedene Faktoren wie Infektionen, Stress und Lebensgewohnheiten können ebenfalls zu hormonellen Störungen führen.
Was ein beschädigtes Hormonsystem bedeutet
Wenn sich das Hormonsystem nicht in allzu guter Verfassung befindet, kann dies zu einer ganzen Reihe von Problemen führen, von Energielosigkeit über Gewichtszunahme bis hin zu brüchigen Knochen.
Aufgrund der wichtigen Rolle, die Hormone im Körper spielen, kann eine Dysfunktion des endokrinen Systems sogar den Herzschlag verändern, das Knochen- und Gewebewachstum beeinflussen oder zu verschiedenen Krankheiten bzw. Beschwerden führen, zum Beispiel Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen, Wachstumsstörungen, sexueller Dysfunktion und einer Vielzahl anderer hormonbedingter Störungen.
Daher ist es für ältere Erwachsene wichtig, ein gesundes endokrines System aufrechtzuerhalten. Der Alterungsprozess macht dies jedoch schwierig, da sich die Hormonproduktion auf natürliche Weise verändert, wenn Erwachsene ein bestimmtes Alter erreichen.
Welche Hormonspiegel werden im Alter gemindert?
Viele Hormonspiegel nehmen bis zu einem gewissen Grad mit dem Alter ab. Dies ist bei Frauen am stärksten ausgeprägt, da verringerte Progesteron- und Östrogenhormonspiegel zur Menopause führen. Wenn sich die Produktion dieser Hormone verlangsamt, betrifft dies fast jedes andere System des Körpers. Die biochemischen Schwankungen, die aufgrund eines Östrogenmangels auftreten, wirken sich auf das Gehirn aus und können Stimmungsschwankungen, Depressionen, Angstzustände und Gedächtnisschwierigkeiten verursachen. Der Östrogenmangel erhöht auch das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen, führt zu einem Verlust der Knochendichte und verringert die Elastizität der Haut.
Werden Männer hingegen älter, sinkt ihr Testosteronspiegel – eine Phase, die auch als Andropause bekannt ist. Im Gegensatz zu den hormonellen Veränderungen der Menopause, tritt diese Verminderung des Testosterons meist allmählich auf. Nichtsdestotrotz wirken sich reduzierte Testosteronwerte auf Männer aus, was zu Nebenwirkungen wie Muskelschwund, Müdigkeit, Schlafstörungen und Depressionen führen kann.
Zwei weitere wesentliche Hormone nehmen ebenfalls ganz natürlich mit dem Alter ab: Wachstumshormone und Melatonin. Reduzierte Mengen an Wachstumshormon führen zu Muskelschwäche, während ein Melatonindefizit den Schlaf beeinflussen kann, da dieses Hormon den circadianen Rhythmus reguliert.
Hormonspiegel, die nicht vom Alter beeinflusst werden
Wenn Männer und Frauen altern, beginnen mehrere Hormonspiegel abzusinken. Dies ist jedoch nicht für alle Hormone allgemeingültig. Einige Hormonspiegel bleiben meist unverändert, während andere mit zunehmendem Alter tendentiell sogar steigen. Cortisol, Insulin und Schilddrüsenhormone bleiben im Allgemeinen konstant. Cortisol, auch bekannt als das „Stresshormon“, ist ein essentielles Hormon, das für die Regulierung des Stoffwechsels, die Aufrechterhaltung des Gedächtnisses und die Kontrolle des Blutzuckers verantwortlich ist.
Insulin ist das Hormon der Bauchspeicheldrüse und hilft, den Blutzuckerspiegel zu regulieren. Die Aufrechterhaltung eines angemessenen Insulinspiegels ist für ältere Menschen wichtig, da unzureichendes Insulin zu Typ-2-Diabetes führen kann. Eine weitere Hormonproduktion, die in der Regel nicht vom Alter beeinflusst wird, ist die Herstellung von Schilddrüsenhormonen. Schilddrüsenhormone wie Thyroxin sind für die Gesundheit von Knochen, Muskelfunktion, Verdauung und Stoffwechsel verantwortlich. Eine negative Rückkopplung sorgt dafür, dass der Körper diese essentiellen Hormone konstant halten kann.
Auf der anderen Seite gibt es Hormone, deren Produktion im Alter eher zunimmt. Dazu gehören Nebenschilddrüsenhormone, Adrenalin, Noradrenalin, Luteinisierendes und follikelstimulierendes Hormon.
Behandlungsmöglichkeiten zur Linderung der Symptome verringerter Hormonspiegel
Verminderte Hormonspiegel und endokrine Dysfunktion können sich mit unterschiedlicher Stärke negativ auf die männliche und weibliche Gesundheit auswirken. Um diese Effekte zu bekämpfen, greifen manche Menschen zu einer Hormonersatztherapie. Doch diese ist nicht immer hilfreich und kann sogar andere, mitunter schwerere Gesundheitsrisiken nach sich ziehen.
Viele Frauen nutzen diese hormonelle Behandlung, um die Symptome der Menopause zu verbessern, beispielsweise Nachtschweiß und Hitzewallungen. Es gibt jedoch Studien, die darauf hindeuten, dass der Fokus auf eine östrogenreiche Ernährung ein gesunder und natürlicher Ansatz ist, um Hormone wieder ins Gleichgewicht zu bringen und gleichzeitig das erhöhte Risiko für Blutgerinnsel, Brustkrebs und Schlaganfälle, die mit der Hormonersatztherapie einhergehen, zu umgehen.
Die Testosterontherapie ist eine Option für ältere Männer mit niedrigen Testosteronspiegeln. Genau wie die Östrogentherapie, birgt diese Behandlung jedoch mehrere mögliche Risiken, einschließlich Blutgerinnsel, Stimmungsschwankungen und Probleme der Harnwege. Vor der Hormontherapie sollten Männer und Frauen daher immer einen Arzt konsultieren.