Die Korrelation zwischen circadianem Rhythmus und Asthma ist ein komplexes Thema, bei dem viele Variablen wie erbliche, hormonelle und Umweltfaktoren eine Rolle spielen.
Nach jahrelangen intensiven Forschungen werden die direkten Auswirkungen circadianer Schlafzyklen auf die Entstehung und Schwere von Asthmaanfällen immer deutlicher. Auch wenn die Mechanismen noch nicht klar definiert sind, hoffen Forscher, dass neue Erkenntnisse zu besseren Behandlungsprotokollen für Asthma und somit zu einer verbesserten Lebensqualität für Betroffene führen werden.
Der circadiane Rhythmus
Beim circadianen Rhythmus handelt es sich um einen etwa 24 Stunden langen Rhythmus, der die biochemischen, körperlichen und Verhaltensvorgänge von Lebewesen steuert. Das Wort circadian stammt aus den lateinischen circa ‚rund um‘ und diēs steht für ‚Tag‘. Circadiane Rhythmen sind endogene Zyklen, die auf natürliche Weise durch erbliche und Umwelteinflüsse entstehen, und für die Steuerung des körperlichen Schlaf-Wach-Rhythmus zuständig sind. Sie werden vom Nucleus suprachiasmaticus gesteuert, einem kleinen Bereich des Hypothalamus, in dem alle Systeme zusammenkommen. Dieser empfängt Daten über das vorhandene Licht über unsere Augen, wodurch es ihm möglich ist, tägliche Vorgänge wie Stoffwechsel, Körpertemperatur, Blutdruck, Hormonausschüttung und viele andere Prozesse zu koordinieren.
Wie Asthma die Lungenfunktion beeinträchtigt
Fast 300 Millionen Menschen weltweit leiden an Asthma, einer chronischen Krankheit, die die Lungenfunktion negativ beeinflusst. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass sich die Atemwege in der Lunge infolge von Entzündungen verengen, wodurch die Atmung erschwert wird. Manche Betroffene leiden täglich an Pfeifatmung, Husten, Brustenge und Atemnot infolge von Asthmaanfällen. Die Symptome können durch Sport, das Einatmen von Reizstoffen und andere Umwelteinflüsse noch gravierender werden. Sie verschlimmern sich zudem oft nachts, was früher meist auf die Schlafposition und andere Einflüsse wie die Schlafumgebung zurückgeführt wurde. Studien bestätigen nun aber eine direkte Korrelation zwischen dem circadianen Rhythmus, dem Ausbruch von Asthma sowie nächtlichen Asthamanfällen.
Verbindung zwischen circadianem Rhythmus und Asthma
In einer 2020 im BMJ Journal erschienen Studie fanden Forscher heraus, dass Personen, die Nachtdienste verrichten, häufiger an mittelschwerem bis schwerem Asthma litten als Menschen, die tagsüber tätig waren. Jene, die in unregelmäßigen Schichten arbeiteten, darunter gelegentliche Nachtdienste, wiesen ebenfalls ein höheres Erkrankungsrisiko auf. Die Studie ergab, dass sich Störungen der körpereigenen Uhr negativ auf die Lungenfunktion auswirkten und bei Asthmatikern Entzündungen und eine Verschlechterung der Symptome bewirkten.
Richard J. Martin, Autor der Forschungsstudie Nocturnal Asthma: Circadian Rhythms and Therapeutic Interventions, merkt an, dass nächtliches Asthma eine übermäßig starke Ausprägung natürlicher circadianer Vorgänge sei, zu denen auch verstärkte Atemwegsreaktionen und eine geschwächte Lungenfunktion während der Nacht und der frühen Morgenstunden gehöre: „Circadiane Veränderungen in Epinephrin, AMP, Histamin und anderen Entzündungsmittlern, Cortisol, Sinusarrhytmie, Körpertemperatur und Schleimausstoß in den unteren Atemwegen sind potenzielle Mechanismen, die nächtliche Verengungen der Atemwege begünstigen.“
Menschen mit Asthma weisen ein bis zu 50 Prozent niedrigeres Atemvolumen auf als Gesunde, und laufen so Gefahr, eine Hypoxie zu erleiden bzw. zu niedrige Blutsauerstoffwerte, vor allem im Schlaf. Die kumulativen Folgen eines niedrigen Sauerstoffgehalts wirken sich nachteilig auf den gesamten Körper aus, und können zum Nachlassen der Denkfähigkeit, zu Herzerkrankungen, Diabetes und weiteren gesundheitlichen Störungen führen. Niedrige Sauerstoffwerte wirken sich erwiesenermaßen auch negativ auf die Stimmung aus und können Angststörungen und Depressionen begünstigen. Ein besseres Verständnis über den Zusammenhang zwischen circadianem Rhythmus und Asthma kann nicht nur zu einer effektiveren Asthmabehandlung führen, sondern auch zu einer insgesamt besseren Gesundheit.