Rund 40.000 Frauen erkranken jedes Jahr an Endometriose. Auch wenn sie in der Regel Frauen im gebärfähigen Alter betrifft, legen aktuelle Forschungen nahe, dass Endometriose auch mit vorzeitigen Wechseljahren zusammenhängen könnte.
Das Alter, in dem die Menstruationen zum Erliegen kommt, kann von vielen Faktoren abhängen, doch spielen Hormone dabei die größte Rolle. Die Hormonwerte von Frauen schwanken im Laufe ihres Lebens, sind aber im gebärfähigen Alter am höchsten. Wenn Hormonwerte einen erheblich größeren Einfluss auf die Fruchtbarkeit haben als allgemein angenommen, liegt der Schluss nahe, dass zu niedrige Werte zur Entstehung von Endometriose beitragen können.
Was ist Endometriose?
Endometriose entsteht dann, wenn das Endometrium, d.h. das Gebärmutterschleimhautgewebe, das normalerweise das Innere der Gebärmutter auskleidet, aus der Gebärmutter hinauswuchert und auf andere Organe übergreift. Dies kann zu Schmerzen im Unterleib und anderen unangenehmen Symptomen führen.
Am häufigsten erfasst das wuchernde Gewebe die Eierstöcke und eierstockähnliche Strukturen wie das Bauchfell (eine sehnenartige Oberfläche, die die Organe umgibt). Das Endometrium kann auch aus der Gebärmutter heraus auf andere Hüftstrukturen übergreifen.
Endometriose und vorzeitige Wechseljahre
Immer mehr wissenschaftliche Studien deuten an, dass die Hormonwerte in den fruchtbaren Jahren steigen und dies auch nach der Menopause tun. Jenes Alter, in dem die Menstruationen zum Erliegen kommt, trägt erheblich zum Erfolg einer Empfängnis bei, da sich die Hormonzyklen über die fruchtbaren Jahre erstrecken, und sich auf Eisprung, Befruchtung und Einnistung der Eizellen und die anschließende Schwangerschaft auswirken.
In vielen Studien konnte aufgezeigt werden, dass Wucherungen der Gebärmutterschleimhaut in Reaktion auf die Östrogenwerte entstehen. Daher könnte das vorzeitige Ausbleiben der Periode zu einem Mangel an Östrogen führen, das zur Unterstützung des Wachstums des Endometriumgewebes erforderlich ist. Aus diesem Grund kann Endometriose entstehen.
Wie ist die Forschungslage?
Endometriose ist in zweierlei Hinsicht mit einer zu früh aussetzenden Menstruation verbunden. Zunächst sind Frauen, die früher in die Wechseljahre kommen, von einem erhöhten Risiko betroffen, an Endometriose zu erkranken. Außerdem werden bei Frauen, die vor dem 45. Lebensjahr die Menopause erreichen, zu 50 % häufiger Hysterektomien d.h. Entfernungen der Gebärmutter, durchgeführt, als bei Frauen, die erst nach dem 45. Lebensjahr in die Wechseljahre kommen.
Es ist bekannt, dass das Gebärmutterschleimhautgewebe jenes Gewebe ist, das auf die Östrogenwerte am stärksten reagiert, weswegen es mit verfrühten Wechseljahren assoziiert wird. Was bislang aber nicht bekannt war, ist, ob das normale Gebärmutterschleimhautgewebe bei jüngeren Frauen mehr Östrogen produziert oder ob ältere Frauen höhere Östrogenwerte haben.
Studien legen jetzt nahe, dass sowohl bei Frauen vor als auch nach der Menopause die Zellen der Gebärmutterschleimhaut weiter auf äußerer Reize reagieren, indem sie Östrogen herstellen. Es scheint also, als ob die Menopause selbst nicht zu einem Sinken der Östrogenwerte führt, sondern eher bewirkt, dass diese Spiegel keine Zellvermehrung in der Gebärmutter verursachen, was zu Endometriose führt.
Mögliche Auswirkungen
Bei Frauen können vorzeitige Wechseljahre zu einem Wuchern der Gebärmutterschleimhaut und somit potenziell zu Endometriose führen. Wenn bei einer Frau vor dem 40. Lebensjahr die Menstruationen aufhört, beispielsweise durch medizinische Eingriffe, und sie später an Endometriose erkrankt, so ist es möglich, dass ihre Symptome auf hormonelle, durch Östrogenmangel bedingte Veränderungen, zurückzuführen sind.
Endometriose kann jederzeit entstehen, wenn unabhängig davon die Östrogenwerte sinken, die für den Menstruationszyklus zuständig sind. Der Zeitpunkt kann nicht genau vorausgesagt werden, und es ist nicht bekannt, wann die Regelblutung aufgrund niedriger Östrogenwerte aussetzt. Auch nach den Wechseljahren kann dies noch der Fall sein, da Frauen Endometriose auch vorbeugen können, bevor sie auftritt, anstatt die Erkrankung erst zu entdecken, wenn die Symptome überhandnehmen.
Die Wissenschaft ist sich darin einig, dass niedrige Hormonwerte Endometriose und eine vorzeitige Menopause verursachen können. Dies ist ein großer Schritt, wenn es darum geht, Endometriose effektiv vorzubeugen oder zu behandeln. Dieses Wissen stärkt auch das Bewusstsein dafür, wie wichtig eine frühe Erkennung und Behandlung vorzeitiger Wechseljahre ist, um den Ausbruch von Endometriose zu verhindern.