Wenn Frauen in die Wechseljahre kommen und eine Hormonersatztherapie (HRT) erwägen, um unangenehme Symptome zu lindern, kann es schwer sein, herauszufinden, welche Therapieform die richtige ist. Tatsächlich gibt es viele verschiedene Formen von HRT-Behandlungen, die alle jeweils ihre Vor- und Nachteile haben. Für Frauen ist es daher wichtig, über die einzelnen Möglichkeiten genau Bescheid zu wissen.
Was versteht man unter Hormonersatztherapie?
Eine HRT wird normalerweise eingesetzt, um unliebsamen Symptomen der Wechseljahre zu begegnen. Dabei können die entsprechenden Hormone entweder oral, per Injektion oder über die Haut verabreicht werden. Sie unterscheiden sich von anabolen Steroiden, die ebenfalls oral oder per Injektion mit einer hypodermischen Nadel ins Muskelgewebe injiziert werden.
Die unterschiedlichen Formen der Hormonersatztherapie
Es gibt zwei Grundformen der HRT: Östrogen/Gestagen-Kombinationspräparate (EPT) und reine Östrogenpräparate (ET). Kombinationspräparate werden in den Wechseljahren am häufigsten verabreicht, da diese die „schlechten“ Östrogenwerte im Körper senken, während sie die „guten“ Östrogenwerte erhöhen. Manche Kombinationspräparate enthalten auch Progesteron, das hilft, die Auswirkungen von Östrogen auf die Gebärmutterwand auszugleichen.
Kombinationspräparate enthalten eine oder mehrere Sorten Östrogen und Gestagen, das sowohl bei Männern als auch bei Frauen den Östrognspiegel senkt. Die Beimischung von Progesteron in manchen Kombinationspräparaten hilft, die Auswirkungen von Östrogen auf die Gebärmutter auszugleichen und senkt so das Risiko für Gebärmutterkrebs. Wenn bei Ihnen ein Osteoporoserisiko besteht, wird man Ihnen neben oder statt des Kombinationspräparats auch Bisphosphonatpräparate empfehlen. Es gibt verschiedene Darreichungsformen für Hormonersatztherapien: oral (Pillen) oder transdermal (Pflaster, Salben). Die Einnahme von Bisphosphonatpräparaten bis zu fünf Jahren vor Beginn einer HRT senkt erwiesenermaßen das Risiko für Osteoporose.
Wie funktionieren Kombinationspräparate?
Kombinationspräparate wirken, indem sie das hormonelle Gleichgewicht des Körpers erhalten, was bei wechseljahrbedingten Symptomen helfen kann. Östrogen ist für Frauen vor und auch nach der Menopause wichtig. Es sorgt in der Pubertät für die Ausbildung weiblicher Geschlechtsmerkmale, erhält die Knochendichte, steuert den Menstruationszyklus, fördert gesunde Haut und schönes Haar, liefert Energie und unterstützt eine gesunde Zellteilung. Die Östrogenwerte sinken nach den Wechseljahren jedoch, was zu beschwerlichen Symptomen wie Hitzewallungen oder Scheidentrockenheit führen kann. Dadurch wird Geschlechtsverkehr oft sehr unangenehm. Progestin hat ähnliche Eigenschaften wie Progesteron (jenes Hormon, das Ihre Eierstöcke normalerweise während des Menstruationszyklus herstellt) und hilft, die Auswirkungen von Östrogen auf die Gebärmutter auszugleichen.
Reine Östrogenpräparate sind für Frauen geeignet, die gesundheitlich bedingt keine Kombinationspräparate einnehmen können, beispielsweise wegen Brustkrebs, Gebärmutterblutungen, Herzerkrankungen und Schlaganfällen. Sie enthalten ausschließlich Östrogen und ersetzten das Östrogen, das Ihr Körper normalerweise vor den Wechseljahren selbst herstellt. ET kann u.a. in Pillenform, als Pflaster (auf die Haut) und Salbe (zum Auftragen in die Scheide) verabreicht werden.
Hormonersatztherapie und ihre Vorteile
1. Lindert wechseljahrbedingte Symptome
Eine HRT kann helfen, bestimmte wechseljahrbedingte Symptome zu lindern, wie z.B. die unangenehmen Hitzewallungen. Dabei tritt plötzlich Hitze in Gesicht, Nacken oder Brust auf, die oft mit Schwitzen einhergeht. Bei manchen Frauen kommt es auch zu nächtlichen Schweißausbrüchen, die den Schlaf unterbrechen können, falls sie nicht darauf vorbereitet sind. EPTs verringern die Häufigkeit und Heftigkeit von Hitzewallungen und nächtlichen Schweißausbrüchen und sorgen für eine bessere Befeuchtung der Vagina. Es kann bis zu drei Monate dauern, bis sich die Symptome durch eine HRT verbessern, weil sich erst Östrogen im Körper ansammeln muss, bis sich eine Linderung der Symptome zeigen kann.
2. Beugt Osteoporose vor
Bei Osteoporose handelt es sich um ein häufiges Problem bei Frauen in den Wechseljahren. Diese Krankheit schwächt die Knochen und macht sie so anfälliger für Brüche. Bei Frauen tritt Osteoporose meist in den Wechseljahren auf, weil Östrogen in der Regel die Knochen gesund hält. Deswegen ist es so wichtig, das nach der Menopause verlorengegangene Östrogen zu ersetzen. Ihr Arzt kann feststellen, ob ein Risiko für Osteoporose besteht, indem er die Knochendichte mittels DXA-Scan oder DEXA-Test ermittelt. Falls bei Ihnen Osteopenie (d.h.eine geringe Knochendichte) oder Osteoporose festgestellt wird, wird in der Regel in Kombination zur Hormonersatztherapie ein Bisphosphonatpräparat eingesetzt, um weiteren Knochenschwund zu verhindern.
3. Hilft, das Scheidengewebe gesund zu erhalten
Hormonersatztherapie ist auch für das Gewebe der Vagina förderlich, weil dadurch die Feuchtigkeit und Spannkraft der Haut erhöht und dem Risiko für Infektionen wie bakterielle Vaginose vorgebeugt wird. In den Wechseljahren dünnt die Scheide aus und befeuchtet sich schlechter. Dies kann Sex unangenehm oder sogar schmerzhaft machen, und es kann zu häufigen Blaseninfektionen kommen. HRT ist eine Methode, um diesen Symptomen zu begegnen, weil sie hilft, die Östrogenwerte in Ihrem Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Sie stellt die natürlichen pH-Werte der Scheide wieder her und senkt so das Risiko für Harnwegsinfektionen.
4. Weitere Vorteile für die Gesundheit
Beide Hormonersatztherapieformen bieten weitere Vorteile für die Gesundheit. So wirken Kombinationspräparate Hitzewallungen und nächtlichen Schweißausbrüchen, Osteoporose und Scheidentrockenheit entgegen. Sie helfen auch gegen Stimmungsschwankungen, Schlafproblemen (Schlaflosigkeit) und sorgen für gesunde Haut und Haare. Reine Östrogenpräparate verschaffen Linderung bei Hitzewallungen und nächtlichen Schweißausbrüchen und beugen Osteoporose vor. Außerdem senken sie das Risiko für Herzerkrankungen, Diabetes, Darmkrebs, Brustkrebs, Sehstörungen, Alzheimer, Taubheit und Kribbeln in Händen und Füßen (periphere Neuropathie) sowie andere mit Östrogenmangel verbundene Krankheiten.
Fazit
Hormonersatztherapie ist eine wirksame Methode, um die Symptome der Wechseljahre zu lindern. Sie ist allerdings auch mit gewissen Risiken verbunden. So wird eine längerfristige Einnahme von Kombinationspräparaten mit einem erhöhten Brustkrebs-Risiko assoziiert. Wenn Sie diesbezüglich Bedenken haben, sollten Sie mit Ihrem Arzt über Alternativen wie reine Östrogenpräparate oder andere Therapieformen sprechen.