Es ist seit langem bekannt, dass Östrogen eine wichtige Rolle im Hinblick auf die weibliche Gesundheit spielt. Jüngste Studien zeigen nun, dass das Hormon Frauen vielleicht sogar vor Alzheimer schützt.
Frauen, die die Wechseljahre bereits hinter sich haben, erkranken leichter, da sich das Absinken des Östrogenspiegels auch auf das Gehirn auswirken kann. Eine Forschungsstudie, die im Folgenden erläutert werden soll, untersuchte diesen entscheidenden Zusammenhang zwischen Östrogen und Gehirn, und wie Frauen durch Östrogen im späteren Leben besser vor Alzheimer bewahrt werden.
Wie wirkt sich Östrogen auf Frauen aus?
Die Studie wurde von einem Forschungsteam der medizinischen Institute der Universitäten Weil Cornell und New York Presbyterian durchgeführt. Die Ergebnisse wurden vor Kurzem in der Zeitschrift Neurology veröffentlicht. Die Studie untersuchte die Bilder von Magnetresonanztomografien sowie kognitive Tests von 99 Frauen im Alter zwischen Ende 40 und Ende 50, d.h. jenem Zeitraum, in dem die Wechseljahre für gewöhnlich stattfinden. Was die Forscher herausfanden, bestätigte ihre Überzeugung, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Menopause und einer verringerten grauen Substanz im Gehirn in jenen Bereichen gibt, die Frauen anfälliger für die Alzheimer-Krankheit machten.
Das Forschungsteam fand allerdings auch heraus, dass Frauen, die auch nach den Wechseljahren Östrogen ausgesetzt waren, besser vor der Krankheit geschützt waren. Zudem kamen sie zu dem Ergebnis, dass Frauen mit höherem Östrogenspiegel, unabhängig davon, wie spät sie in die Wechseljahre kamen, wie viel Kinder sie hatten, ob sie sich während der Wechseljahre einer Hormontherapie unterzogen hatten oder nicht, ein höhres Volumen an grauer Substanz im Gehirn aufwiesen.
Was geschieht bei Alzheimer mit dem Gehirn?
Frauen, die verstärkt Östrogen ausgesetzt sind, haben einen besseren Schutz vor Alzheimer, vor allem, wenn sie mehrere Kinder hatten oder sich einer Hormontherapie unterzogen, doch es ist auch wichtig, sich klarzumachen, was passiert, wenn das Gegenteil der Fall ist.
Forscher gehen davon aus, dass rund zwei Drittel aller Menschen mit Alzheimer weiblich sind. Es wird angenommen, dass Frauen deshalb so häufig von dieser Krankheit betroffen sind, weil ihre Lebenserwartung höher ist.
Östrogen schützt bekanntlich das weibliche Gehirn. Darüber hinaus steuert es nicht nur das Verhalten, sondern schützt auch das zentrale Nervensystem. Natürlich hält das aufgrund der Menopause nicht langfristig an. Wenn die Östrogenwerte in den Wechseljahren immer weiter abnehmen, wirkt sich dies auch auf jene Teile des Gehirns aus, die für Alzheimer besonders anfällig sind. Sind Frauen jedoch vermehrt Östrogen ausgesetzt, könnte dieser Umstand diesem Effekt entgegenwirken, das Hirn gestärkt und so verhindert werden, dass die Krankheit entsteht. Hormonersatztherapie kann somit einen guten Schutz für Frauen darstellen, die bereits in den Wechseljahren sind, um ihr Risiko für Alzheimer und Demenz zu senken, allerdings muss im Falle einer solchen Therapie immer eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen.
Darüber hinaus legen Forschungen nahe, dass Alzheimer bei Frauen schwerere Symptome zeigt als bei Männern. Die ständige Abnahme der Östrogenwerte wird hierbei als Grund vermutet. Die Wissenschaftler erklärten auch, dass sie nach Mitteln und Wegen suchen würden, um in naher Zukunft die Risiken für Frauen zu senken.
Was kann in naher Zukunft unternommen werden?
Die Forscher führten eine Analyse durch und nahmen die Untersuchungsergebnisse der 99 Frauen unter die Lupe, indem sie ihre Gehirne mit jenen von 29 Männern im ähnlichen Alter (zwischen 46 und 58 Jahren) unter die Lupe nahmen. Sie untersuchten die Gehirnfunktion beider Gruppen sowie die Gehirne jener Frauen, die noch nicht in den Wechseljahren waren und stellten fest, dass Frauen nach und direkt in den Wechseljahren ein geringeres Hirnvolumen aufwiesen. Die am stärksten betroffenen Stellen waren dabei Hippocampus, Schläfenlappen und entorhinaler Kortex, d.h. jene Stellen, an denen auch Alzheimer normalerweise auftritt.
Die Studie zeigte auch, dass Frauen, die länger gebärfähig waren, mehr Hirnmassevolumen im oberen und linken Hirnbereich aufwiesen. Es stellte sich gleichzeitig heraus, dass Frauen, die sich einer Hormonersatztherapie unterzogen, besser in der Stirnhirnwindung und anderen Hirnbereichen geschützt waren, die üblicherweise von Alzheimer in Mitleidenschaft gezogen werden.
Es ging dem Forschungsteam darum, zu ergründen, weshalb Alzheimer häufiger bei Frauen als bei Männern auftritt. Da ihr Ziel lautet, das Risiko von Frauen, an Alzheimer zu erkranken, durch Hormontherapie zu senken, erwogen sie die Möglichkeit, Frauen einer Östrogenersatztherapie zwischen 50 und 63 Jahren zu unterziehen und stellten dabei fest, dass der Schutz tatsächlich besser ausfiel. Bei Frauen über 64 zeigte sich jedoch kein merklicher Vorteil. Ob Östrogen tatsächlich das Alzheimerrisiko senkt, muss weiterhin untersucht werden.