Immer mehr medizinische Studien zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen Alzheimer, anderen Formen der Demenz und Luftverschmutzung. Eine schlechte Luftqualität scheint diese Krankheiten verschlimmern zu können.
So jedenfalls lautet das Ergebnis zweier Forscher der Hong Kong Baptist University, die sich auf die Untersuchung von Umweltfaktoren und ihre Auswirkungen auf die Neurophysiologie des Gehirns spezialisiert haben.
Umfangreiche Studien
Die Professoren Pengfei Fu und Ken Kim Lan Yung führten eine Meta-Analyse von neun umfangreichen Studien aus früheren Jahren bis zum März 2020 durch. Sie fanden heraus, dass sich bei an Alzheimer oder Demenz Erkrankten eine Verschlimmerung der Krankheit zeigte, wenn sie an Orten leben, an denen die Feinstaubbelastung der Luft deutlich erhöht war.
Eine der Studien, die in der Meta-Analyse untersucht wurden, wurden 2017 an der University of Southern California (USC) durchgeführt. In ihr wurden sowohl Daten von Menschen als auch von Tieren berücksichtigt, die zeigten, dass die Hirnalterung durch Luftverschmutzung beschleunigt wird.
Die USC-Studie konzentrierte sich auf ältere Frauen, die an Orten mit erhöhter Feinstaubbelastung (PM 2,5) durch Autos und Kraftwerke lebten. Sie verglichen das Ausmaß an Gedächtnisschwund und Hirnschrumpfung mit Frauen, die an Orten mit sauberer Luft wohnten. Jene Frauen, die an stark verschmutzungsbelasteten Orten lebten, zeigten deutlich schlechtere Leistungen in Bezug auf die Hirnfunktion wie beispielsweise in puncto Gedächtnis und kognitiven Fähigkeiten.
Luftverschmutzung zwar keine Ursache, spielt aber eine Rolle
Es sei hierbei betont, dass die ausschlaggebende Ursache bei Alzheimer und sonstigen Demenzerkrankungen eine erbliche Vorbelastung ist. Die Wissenschaft geht davon aus, dass erbliche Faktoren rund 70 Prozent des Risikos ausmachen. Die sonstigen 30 Prozent seien eine Kombination aus Faktoren wie Alter, Lebensweise und Umwelteinflüssen.
Dennoch kann Luftverschmutzung mit Fug und Recht als erheblicher Risikofaktor bezeichnet werden, erheblich genug, dass sich in Städten und Ländern, in denen häufige und starke Luftverschmutzung herrscht, diese Probleme bekanntermaßen deutlich verschlimmern. Das liegt daran, dass die Lebenserwartung weltweit zunimmt, und Demenz größtenteils eine altersbedingte Erkrankung ist.
Luftverschmutzende Schadstoffe
Luftverschmutzung ist größtenteils menschengemacht. Schwefel, Stickstoffoxid und sonstige Schadstoffe entstehen hauptsächlich durch fossile Brennstoffe, Industrie und Autoabgase. Diese werden in die Atmosphäre oder direkt in den Boden gebracht. Diese Schadstoffe hat es zwar seit Menschengedenken immer gegeben, doch hat ihre Konzentration zu Land und zu Wasser in den letzten Jahren immer weiter zugenommen.
Laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation ist Verschmutzung eines der weltgrößten Umweltrisiken. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 91 Prozent der Weltbevölkerung an Orten leben, deren Luftqualität unterhalb der WHO-Empfehlungen liegt.
Die Luft im Freien enthält viele Schadstoffe. Zu jenen, die ein erhöhtes Alzheimer- und Demenzrisiko mit sich bringen, gehören u.a.:
Laut Angaben der US-Umweltschutzbehörde sind die feinsten Partikel „klein genug, um in die Wohnung und tief in die Lunge zu gelangen“, wo sie sich ansammeln und erhebliche Entzündungen bis hin zu Herz- und Lungenerkrankungen auslösen können.
Diese entstehen, wenn sich Stickstoffoxid und Abgase (von Fahrzeugen und Industrie) „im Sommer mit Sonnenlicht vermischen, um Ozon zu erzeugen“.
Dieser Schadstoff gelangt durch Verbrennung fossiler Brennstoffe in die Luft. Blei ist in Farbstoffen zwar mittlerweile verboten, gelangt aber durch Brennstoffe noch immer in die Umwelt.
Bei PM10 handelt es sich um eine Mischung von Feststoff- und Flüssigpartikeln, die in der Luft vorhanden sind. PM10- und PM2,5-Partikel „sind klein genug, um in die Lunge zu gelangen, wo sie Lungen- und Herzerkrankungen bis hin zum vorzeitigen Tod verursachen können.“
Bei diesem Gas handelt es sich um ein „Giftgas“, dass von Autos, LKWs, Maschinen und Kraftwerken freigesetzt wird. Es „bildet sich in der Atmosphäre, gelangt schließlich an die Oberfläche und dort in die Lunge, wo es Symptome wie Husten, Asthma und Kurzatmigkeit verursacht.“
Unbekanntere Risikofaktoren
Die Verschmutzung von Außen- und Innenbereichen ist einer der Gründe für das erhöhte Auftreten von Alzheimer in dichtbesiedelten Gebieten. Es gibt allerdings auch andere, nicht-umweltbedingte Faktoren, die mit Alzheimer assoziiert werden, wobei der wichtigste das Alter ist – ein Alter von über 60 Jahren gilt bereits als Risikofaktor. Zu den sonstigen Risikofaktoren zählen u.a.:
- Down-Syndrom
- Erbliche Vorbelastung
- Rauchen
- Alkoholmissbrauch
Wie Sie das Risiko senken
Nur weil Sie nicht jeden Tag gefährlicher Luftverschmutzung ausgesetzt sind, heißt das nicht, dass Sie keine Vorsichtsmaßnahmen treffen sollten. Auch wenn in Ihrer Gegend Luftverschmutzung kein großes Thema ist, gibt es Schritte, die Sie unternehmen können, um die Belastung zu verringern.
Luftverschmutzung ist ein weltweites Problem, dass jede und jeden in irgendeiner Form betrifft. Selbst wenn in Ihrem Wohngebiet die Luft relativ sauber ist, sollten Sie den Luftqualitätsindex (AQI) beachten, um sicher zu sein, dass von anliegenden Industrieanlagen keine gefährlichen Schadstoffe freigesetzt werden.
Die Verwendung des Fahrrads, wann immer möglich, und Sport im Freien, sind gute Möglichkeiten, um Luftverschmutzung zu minimieren. Es kann auch nützlich sien, in der Wohnung, im Auto oder Wohnmobil ein einfaches und günstiges Luftfiltersystem zu verwenden, um Schadstoffe einzudämmen.
Fazit
Die Zahl der Alzheimerfälle hat erheblich zugenommen. Größtenteils ist dieser Anstieg auf Luftverschmutzung zurückzuführen. Es gibt jedoch weitere Faktoren, die eine Rolle spielen. Diese müssen ebenso in Betracht gezogen werden, wie die Luftverschmutzung, die unserer Gesundheit schadet.