Mit COVID-19 infizieren sich weltweit in etwa gleicher Anzahl sowohl Männer als auch Frauen. Trotz der gleichen Infektionsraten müssen mehr Männer im Krankenhaus behandelt werden, und sterben häufiger. Einige Forscher gehen davon aus, dass Sexualhormone die unterschiedlichen Raten schwerer Erkrankungen und Todesfälle bei Männern und Frauen erklären könnten. Interessanterweise bleibt die Ungleichheit der Sterblichkeitsrate bei COVID-19-Fällen in allen Altersgruppen gleich.
Das Virus betrifft die Geschlechter gleichermaßen, tötet aber mehr Männer
Laut Global Health 50/50, scheint SARS-CoV-2, jenes Virus, das COVID-19 verursacht, Männer und Frauen gleichermaßen zu betreffen. Länderstatistiken zeigen jedoch, dass unabhängig von der Infektionsrate bei Männern und Frauen, die Todesrate in den meisten Ländern bei Männern höher ist als bei Frauen. In Costa Rica beispielsweise machen Männer 53 Prozent der Fälle und 90 Prozent der Todesfälle aus. In den Niederlanden sind 37 Prozent der Männer betroffen, wobei es sich bei 55 Prozent um Todesfälle handelt. Die Tschechische Republik verzeichnet eine Infektionsrate von 50/50 bei Männern und Frauen, Männer machen jedoch 59 Prozent der Todesfälle aus.
Nur in fünf von Global Health 50/50 untersuchten Ländern werden mehr als 50 Prozent der Todesfälle Frauen zugeschrieben, und in jedem dieser Länder zählten Frauen zu mehr als 50 Prozent der Fälle, die auf SARS-CoV-2 positiv getestet wurden.
Eine andere Studie ergab, dass der Prozentsatz der durch COVID-19 verursachten Todesfälle bei Männern in allen Altersgruppen konstant bleibt. Männer machen 78,5 Prozent der Todesfälle in der Altersgruppe der 50- bis 59-Jährigen aus, 79,7 Prozent in der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen, 79,6 Prozent in der Altersgruppe der 70- bis 79-Jährigen, und 66,9 Prozent in der Altersgruppe der 80- bis 89-Jährigen.
Mögliche Ursachen für die geschlechtsspezifische Ungleichheit bei COVID-19
Studien zeigen, dass das weibliche Immunsystem eine stärkere Abwehr gegen Bakterien und Viren bildet. Frauen reagieren stärker auf die Bekämpfung von Virusinfektionen, wodurch sie weniger anfällig für solche Erkrankungen sind. Dieser Mechanismus macht Frauen empfänglicher für bestimmte gesundheitliche Probleme, einschließlich Migräne und Autoimmunerkrankungen.
Die ACE-2-Rezeptoren in Lungenzellen sind für Forscher von Interesse. ACE-2-Rezeptoren bieten einen Eintrittspunkt für das Coronavirus. Untersuchungen unter anderen Bedingungen zeigen, dass Männer eine höhere Expression von ACE-2 aufweisen, und Östrogen die Expression von ACE-2-Rezeptoren verringert.
Bei Männer zeigt sich auch eine höhere Rate an Herzkrankheiten und Diabetes als bei Frauen. Diese Bedingungen führen zu einem höheren Mortalitätsrisiko durch COVID-19.
Die Rolle von Sexualhormonen in COVID-19-Verläufen
Forscher glauben, dass Sexualhormone die Schwere der COVID-19-Symptome beeinflussen können. Einige Mediziner gehen davon aus, dass ein hoher Androgenspiegel – Hormone, die die Expression männlicher Merkmale regulieren – Männer nach der Entwicklung von COVID-19 anfälliger für Todesfälle oder schwere Krankheiten machen kann.
Zwei Studien aus Spanien ergaben, dass von Krankenhausaufenthalten überproportional viele kahle Männer betroffen waren. Hohe Dihydrotestosteronspiegel (DHT) korrelieren eng mit männlicher Kahlköpfigkeit, und DHT ist ein Derivat von Testosteron.
Eine italienische Studie zeigte, dass die COVID-19-Mortalitätsraten bei Krebspatienten höher waren, als bei Nicht-Krebspatienten. Die Studie ergab jedoch, dass Männer, die eine Androgenentzugstherapie, eine Standardbehandlung bei Prostatakrebs, erhielten, weniger schwerwiegende Symptome und niedrigere Sterblichkeitsraten aufwiesen, als andere Krebspatienten. Die Forscher müssen nun überlegen, ob eine Verringerung der Androgenexpression zu Beginn des COVID-19-Prozesses die Fallschärfe verringern kann. Klinische Studien, die sich mit Androgensuppression als Behandlung beschäftigen, sind im Gange.
Östrogen zur Behandlung von COVID-19
In klinischen Studien wird jetzt Östrogen eingesetzt, um die Schwere der COVID-19-Symptome zu reduzieren. In einer klinischen Studie, die sich in der zweiten Phase befindet, wird mit dem Östrogenpflaster Climara getestet, ob Östrogen einen Krankenhausaufenthalt und einen Todesfall verhindern kann, wenn es kurz nach der Infektion verabreicht wird. Mit der Einführung dieser Sexualhormone soll die Studie dazu beitragen, den Schutz für Männer zu gewährleisten, den Frauen auf natürliche Weise zu besitzen scheinen.
In zwei weiteren klinischen Studien soll festgestellt werden, ob die Sexualhormone Östrogen und Progesteron die Schwere einer COVID-19-Infektion verringern. Die Östrogenstudie wird bestimmen, ob das Hormon die Rate an Krankenhausaufenthalten und Todesfällen senken, und dem Körper helfen kann, die Infektion zu beseitigen. Die Progesteronstudie soll bestimmen, ob die entzündungshemmenden Eigenschaften von Progesteron dazu beitragen, einen Zytokinsturm zu verhindern, wodurch die Schwere der Erkrankung gemildert wird.
Fazit
Wenn es um die Schwere von COVID-19 bei Männern und Frauen geht, scheinen geschlechtsspezifische Unterschiede zu bestehen. Diese bleiben in allen Altersgruppen gleich. Vorläufige Untersuchungen zeigen, dass Sexualhormone das Ausmaß von COVID-19-Krankheitsverläufen sowohl bei Männern als auch bei Frauen signifikant beeinflussen. Weitere Forschungen könnten zu vielversprechenden Therapien führen, um Krankenhausaufenthalte und Todesfälle aufgrund von COVID-19 zu reduzieren.