Was genau hat die Andropause mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu tun?
Leider gibt es bislang noch keine exakte Antwort auf diese Frage. Mediziner scheinen aber immer deutlichere und unbestreitbare Verbindungen zwischen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und den männlichen Wechseljahren zu finden. Vertreter des staatlichen Zentrums für Biotechnologieinformationen der USA beispielsweise gehen davon aus, dass Herzinsuffizienz auf Zellschädigung zurückzuführen ist. Diese wiederum sei eine Folge von Telomerschrumpfung, die zum Zelltod führe. Anders ausgedrückt altert nicht nur der Körper, sondern auch seine Zellen.
Was versteht man unter Andropause?
Das Wort Andropause stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „männliche Pause“. Es wird normalerweise verwendet, um den Zustand der männlichen Wechseljahre zu beschreiben. Ebenso wie Studien beweisen, dass der Östrogenspiegel von Frauen mit Einsetzen der Wechseljahre in den mittleren Lebensjahren steil abnimmt, zeigen Daten auch, dass die männlichen Androgen- und Testosteronwerte in dieser Lebensphase ebenfalls sehr schnell und stark sinken. Entsprechend kann es zu einer Reduzierung der eigenen Männlichkeit kommen.
Wie wirkt sich Zellalterung auf das Herz aus?
Fangen wir mit den Telomeren an. Dabei handelt es sich gewissermaßen um die Enden unserer jeweils 23 Chromosomenpaare, jener Moleküle in unseren Zellen, die uns einzigartig machen und Informationen über unseren genetischen Hintergrund liefern.
Androgene sind Hormone, die manchmal auch als „männliche“ Hormone bezeichnet werden und die laut Medizinern der George Washington University „ eine wichtige Rolle bei der Herausbildung männlicher Züge und der Fortpflanzungstätigkeit spielen“. Frauen würden zwar nicht so viele Androgene aufweisen wie Männer, ihr Körper würde sie aber dennoch herstellen, wobei diese Androgene typischerweise „in weibliche Hormone, sog. Östrogene umgewandelt würden.“
Hormone seien allgemein „chemische Boten“, so Vertreter des Instituts für biomedizinische Wissenschaften der Universität von Colorado. Unsere Zellen, so die Forscher, senden diese Boten, die einen direkten Einfluss darauf haben, wie andere Zellen in unserem Körper funktionieren, über das Blut und extrazelluläre Flüssigkeiten aus.
Vertreter des US-Landeszentrums für Biotechnologieinformationen gehen davon aus, dass die Symptome der Andropause unter anderem Fruchtbarkeitsprobleme, Reduzierung und Ausdünnung der Gesichts- und Körperbehaarung, Zunahme des Körperfettanteils, Abnahme der Muskelmasse, Veränderungen der Genitalgröße, insbesondere der Hoden, sowie zunehmende Osteoporose umfasst.
Was bedeutet das für die Herzgesundheit?
Einige Mediziner konzentrieren sich nun auf die Frage, wie eine verringerte Muskelmasse und ein erhöhter Körperfettanteil aufgrund der Andropause die Herzgesundheit einer Person beeinträchtigen oder dazu beitragen können. Zahlreiche Studien haben beispielsweise einen Zusammenhang zwischen übermäßigem Körperfett, hohen Cholesterinwerten, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie koronarer Herzkrankheit und Herzinsuffizienz festgestellt.
Sobald die Telomere zu schrumpfen beginnen, sei die Apoptose bzw. der Zelltod unvermeidlich, da die Chromosomen „nicht mehr kopiert werden könnten“, so Forscher des Wellcome Genome Campus in Cambridge, Großbritannien.
Zelltod führt zu Gewebetod, und Organe bestehen aus Gewebe. Beginnt also das Gewebe abzusterben, tun es auch die Organe.
Wie können die negativen Auswirkungen der Andropause herausgezögert oder verhindert werden?
Leider gibt es auf diese Frage noch keine endgültige Antwort, da Mediziner noch mehr über die Andropause herausfinden müssen. Die Hormonersatztherapie scheint allerdings eine wirksame Methode zu sein.
Die Hormonersatztherapie wird seit Langem bei Frauen in den Wechseljahren eingesetzt, um die Nebenwirkungen der Menopause zu verringern, und den damit verbundenen gesundheitlichen Problemen vorzubeugen. Mitarbeiter der Mayo Clinic beispielsweise gehen davon aus, dass Frauen in den Wechseljahren, die sich keiner Hormonersatztherapie unterziehen, eine höhere Wahrscheinlichkeit aufweisen, „Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, parkinsonähnliche Symptome, Angststörungen und Depressionen“ zu entwickeln.
Forschungen legen nahe, dass auch Männer im mittleren Alter bzw. während der Andropause von einer Hormonersatztherapie profitieren können. Vertreter des US-Landeszentrums für biomedizinische Informationen betonen beispielsweise, dass sich verminderte Testosteronwerte typischerweise in einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit äußern. Männer in den Wechseljahren, die sich unter ärztlicher Aufsicht einer Hormonersatztherapie unterziehen, genauer gesagt, einer Androgenersatztherapie, würden mit zunehmendem Alter weniger Nebenwirkungen und eine Beibehaltung der Herz-Kreislauf-Gesundheit erfahren.
Fazit
Es muss noch viel darüber herausgefunden werden, inwiefern verminderte Androgenwerte und die Andropause die Herz-Kreislauf-Gesundheit von Betroffenen beeinflussen. Mediziner debattieren noch immer über vorliegende Daten, die nahelegen, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen diesen gesundheitlichen Problemen gibt. Die neuesten Forschungen haben jedoch geholfen, weitere unbestreitbare Beweise dafür zu gewinnen.